Neue Engpässe in deutschen Krankenhäusern drohen
Die Zahl der registrierten Neuinfektionen mit dem Corona-Virus in Deutschland steigt stark an - und ein Ende ist vorerst nicht in Sicht. Ärzte erwarten deutlich mehr Patienten auf den Intensivstationen.
Das Wichtigste in Kürze
- An Deutschlands Krankenhäusern steigt angesichts der immer zahlreicheren Coronainfektionen aus Expertenansicht die Gefahr von Engpässen.
«Wir bereiten uns darauf vor, auf eine neue Welle an Patienten, die schwer erkrankt sind», sagte die Leiterin der Abteilung Infektiologie des Uniklinikums Giessen, Susanne Herold, bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) am Donnerstag in Berlin. Derzeit würden 470 Covid-19-Patienten in Deutschland auf Intensivstationen behandelt. Die Ärzte erwarteten einen deutlichen Anstieg dieser Zahl.
Für die Kliniken gelte: Räume für neue Patienten müssten geschaffen werden. Vielleicht müssten elektive Operationen, also Eingriffe, die nicht so dringend sind, auch wieder abgesagt werden, sagte Herold. Spahn wies aber darauf hin, dass die Kapazitäten für Intensivbehandlungen regional besser gesteuert werden könnten als am Anfang der Pandemie. Elektive Eingriffe generell zu verschieben, werde nicht nötig sein. Der Vorsitzende der Kassenärztlichen Bundesvereinigung, Andreas Gassen, bezifferte die Zahl der freien Intensivbetten in Deutschland auf 8500. Es gebe eine Notfallreserve von insgesamt 12.000 solcher Betten.
Herold nannte als allgemeine Erwartung in der Medizin, dass die Infektionszahlen insgesamt auch in der nächsten Zeit deutlich ansteigen. Allein bis Donnerstag war die Zahl der Neuinfektionen mit dem Coronavirus in Deutschland sprunghaft auf mehr als 4000 binnen eines Tages in die Höhe gegangen.
Unter anderem Gassen betonte zwar, dass die leichten Verläufe bei den Infektionen insgesamt überwiegen. Herold sagte angesichts der steigenden Gesamtzahlen aber auch: «Wir bereiten uns vor auf eine neue Welle an Patienten, die schwer erkrankt sind.»
Herold erläutere ferner, dass im Vergleich zu Beginn der Pandemie mehrere wirksame Therapiemöglichkeiten hinzugekommen seien, die den Krankheitsverlauf abmildern könnten. Denn man wisse mehr über die Krankheit - etwa dass es auch zu Infektionen der Gefässe kommen könne. Also kämen nun auch verstärkt Gerinnungshemmer zum Einsatz. Herold nannte auch das Mittel Remdesivir als in Deutschland eingesetzte Therapie. Es war auch bei US-Präsident Donald Trump eingesetzt worden.