Frankreich streikt wohl auch über Weihnachten
Massive Störungen im Fern- und Nahverkehr auch am elften Tag in Folge. Ein Ende des Streiks gegen die Rentenreform ist nicht in Sicht.
Das Wichtigste in Kürze
- Seit elf Tagen streikt Frankreich gegen die Rentenreform.
- Die massiven Störungen im Nah- und Fernverkehr dauern wohl noch bis Weihnachten an.
Die Fronten verhärten sich. Das Bangen um Weihnachten beginnt. Die Bilder sind gleich: Gesperrte Metro-Linien und fast leere Bahnhöfe. Elf Tage nach Streikbeginn dauern in Frankreich die massiven Störungen im öffentlichen Verkehr unverändert an.
Auch am Sonntag fuhr laut Angaben der Staatsbahn SNCF landesweit nur jeder vierte TGV-Hochgeschwindigkeitszug. Paris war von den Störungen wieder am stärksten betroffen. Dort fuhren von den 16 Metro-Bahnen nur die beiden automatisierten Linien 1 und 14.
Starke Beeinträchtigungen gab es am Sonntag auch wieder bei der Pariser RER. Völlig lahmgelegt war die S-Bahn RER A, die mit rund 1,2 Millionen Fahrgästen täglich zu den frequentiertesten zählt. Der Busverkehr war zu 60 Prozent gesichert. Trams hingegen fuhren in fast normaler Taktung.
Was ist wichtiger?
Viele Menschen in Frankreich fragen sich besorgt, ob der Streik über Weihnachten andauern wird. Gleichzeitig verhärten sich die Fronten zwischen der Regierung und der Gewerkschaften.
Weihnachten ist ein wichtiger Moment, sagte Premierminister Edouard Philippe in einem Interview der Tageszeitung «Le Parisien» (Samstag). Er glaube nicht, dass die Franzosen akzeptierten, dass einige sie um diesen Moment bringen wollten. Jeder müsse seine Verantwortung übernehmen.
Einige der Gewerkschaften haben bereits angedeutet, dass sie auch an Weihnachten den Streik nicht aussetzen würden. Es werde «keine Waffenruhe» während der Festtage geben, drohte der Bahngewerkschafter Laurent Brun. Wenn die Regierung wolle, dass der Konflikt vor Weihnachten aufhören soll, dann habe sie noch die ganze nächste Woche. Bis dann soll sie sich für die richtige Lösung zu entscheiden, erklärte Brun.
Notfahrplan für Streik an Weihnachten
Die SNCF rief zu einer Pause an den Feiertagen auf und versprach, fünfzig Prozent der Reisenden würden einen Zug haben. In der neuen Woche wird die Staatsbahn einen Notfahrplan für den Fall eines Streiks über die Weihnachtstage veröffentlichen. Auch Umwelt- und Verkehrsministerin Élisabeth Borne hatte die Angestellten der Verkehrsbetriebe aufgefordert, ihren Streik zu beenden.
Nach elf Streiktagen macht sich in der Bevölkerung eine Müdigkeit und zunehmende Aggressivität breit. Fernsehbilder zeigen entnervte Fahrgäste, die sich zu Tausenden drängeln, um eine der wenigen Metro-Linien und RER-Züge zu bekommen. Auch der Einzelhandel beginnt, sich Sorgen um das Weihnachtsgeschäft zu machen.
Für diesen Dienstag sind neue Proteste geplant. Bereits vergangenen Dienstag gingen Hunderttausende in ganz Frankreich auf die Strasse.