Frankreich verhängt landesweite Ausgangssperre ab 18.00 Uhr
Aus Sorge um eine Ausbreitung der britischen Coronavirus-Mutation verschärft Frankreich seine Corona-Massnahmen: Ab Samstag gilt eine landesweite Ausgangssperre ab 18.00 Uhr, wie Premierminister Jean Castex am Donnerstagabend in Paris mitteilte.
Das Wichtigste in Kürze
- Schärfere Auflagen für Einreisende vorgesehen.
Auch alle Geschäfte müssen um diese Uhrzeit schliessen. Zudem sollen die Kontrollen für Einreisende verschärft werden.
Castex sagte, Frankreich werde «alles tun», um die Ausbreitung der britischen Coronavirus-Variante B.1.1.7 zu verhindern. Die verschärfte Ausgangssperre gilt nach seinen Worten vorerst für zwei Wochen. Im Fall einer Verschlechterung der Lage schloss er auch einen neuen Lockdown wie zuletzt im November nicht aus.
Bisher gilt die Sperrstunde ab 18.00 Uhr bereits in 25 Verwaltungsbezirken im Osten Frankreichs, auch im Grenzgebiet zu Deutschland. Im Rest des Landes gilt seit Mitte Dezember eine Ausgangssperre ab 20.00 Uhr.
Zudem setzt Frankreich auf schärfere Tests für Einreisende aus Nicht-EU-Staaten: Sie müssen ab Montag zur Einreise einen negativen PCR-Test vorlegen und sollen zudem in Frankreich eine Woche lang vorsorglich in Quarantäne gehen. Danach soll ein zweiter PCR-Test fällig werden. Einen negativen Test zur Einreise verlangt Frankreich bisher bereits von Bürgern Grossbritanniens.
Die französischen Schulen sollen nach Möglichkeit offen bleiben. Dafür hat Gesundheitsminister Olivier Véran gross angelegte Testreihen angekündigt. Nach seinen Worten sollen sich monatlich bis zu eine Million Schüler ab sechs Jahren sowie ihre Lehrer Corona-Tests unterziehen. Bildungsminister Jean-Michel Blanquer sprach nun sogar von «300.000 Tests pro Woche».
Auch die Hochschulen sollen in Frankreich Schritt für Schritt wieder auf Präsenzunterricht umstellen. Ab dem 25. Januar sollen zunächst Studierende im ersten Jahr wieder an die Unis gehen können, allerdings vorerst nur jeder zweite Studierende.
Zuletzt wurden in Frankreich fast 24.000 Neuinfektionen binnen 24 Stunden registriert. Das ist fast fünf Mal so viel wie der Höchstwert von 5000, den Präsident Emmanuel Macron Ende Oktober als Ziel ausgegeben hatte. Nach ersten Untersuchungen wurde bei rund einem Prozent der Getesteten die britische Mutation nachgewiesen, die als deutlich ansteckender gilt.
Die Regierung will zudem den Rückstand bei den Impfungen beseitigen, wie Castex bekräftigte. Bisher wurde erst rund 250.000 Menschen in Frankreich eine erste Dosis verabreicht - in Deutschland wurden bereits mehr als 840.000 Menschen geimpft. Ab Montag sollen sich alle Bürger über 75 Jahren in Frankreich impfen lassen können.
Der Vorsitzende des wissenschaftlichen Corona-Beirats der französischen Regierung, Jean-François Delfraissy hatte von einem «Wettlauf gegen die Zeit» gesprochen. In Frankreich wurden bisher rund 69.000 Corona-Todesfälle gezählt. Damit ist das Land eines der am stärksten betroffenen in Europa.