Greifen Russen jetzt auch in Serbien-Kosovo-Konflikt ein?
Weitet Russland seinen Krieg in der Ukraine aus? Der Kreml sichert Serbien seine Unterstützung im Kosovo-Konflikt zu. Ein Experte ordnet ein.
Das Wichtigste in Kürze
- Der Kreml hat Serbien seine Unterstützung im Kosovo-Konflikt zugesichert.
- Die Spannungen zwischen Belgrad und Pristina erhöhen sich seit Wochen.
- Ein Experte ordnet die Situation und Russlands Rolle darin ein.
«Wir unterstützen Belgrad bei all seinen Massnahmen, die ergriffen werden.» Das sagte der Kreml-Sprecher Dmitri Peskow am Mittwoch in Moskau.
Somit bekundigt Russland offen die Unterstützung Serbiens im Kosovo-Konflikt. «Wir haben sehr enge Beziehungen als Verbündete mit Serbien, historische und spirituelle» so Peskow weiter.
Weitet Moskau den Ukraine-Krieg jetzt etwa aus?
Russland-Experte Ulrich Schmid von der Universität St. Gallen entschärft die Botschaft des Kremls bei Nau.ch: «Das ist nur ein rhetorischer Trick.»
Warum aber schalten sich die Russen trotzdem – zumindest mittels Worten – in den Kosovo-Serbien-Konflikt ein? Dem Kreml gehe es nur darum, «die historische Achse Belgrad-Moskau zu unterstützen», erläutert Schmid.
Peskow führte in seiner Mitteilung aus, dass Russland sehr aufmerksam verfolge, was im Kosovo passiere. Es sei natürlich, dass Serbien «unnachsichtig regiert, wenn ihre Rechte verletzt werden».
Die Spannungen zwischen dem Kosovo und Serbien haben sich in den letzten Wochen intensiviert. Zuletzt versetzte Serbien aufgrund der Streitigkeiten mit der Regierung in Pristina seine Armee in Alarmbereitschaft. Als Reaktion darauf schloss der Kosovo am Mittwoch den grössten Grenzübergang zum Nachbarland.
Seit heute Donnerstag-Nachmittag ist dieser wieder offen. Das bestätigt die kosovarische Polizei.
Eskalation erfolgt höchstens durch «nichtstaatliche Akteure»
Klingt alles nach Eskalation. Doch Schmid relativiert auch hier: «Das ist unwahrscheinlich, weil im Kosovo die internationale Kfor-Truppe stationiert ist.»
Ein Angriff auf diese Truppe würde sofort schwere internationale Sanktionen nach sich ziehen, die sich Serbien nicht leisten kann.
«Die EU ist ein wichtiger Handelspartner für Serbien», so Schmid weiter. Zudem sei Serbien ein EU-Beitrittskandidat, ein Krieg würden die Beitritts-Hoffnungen zerstören. «Eine Eskalation könnte daher eher durch Hooligans und nichtstaatliche Akteure erfolgen.»
Ursprünglicher Auslöser der aktuellen Zuspitzung war, dass die Regierung in Pristina die alten serbischen Kfz-Kennzeichen für ungültig erklärte. Militante Serben errichten seit Wochen Barrikaden. Diese blockierten vor allem die Strassen zu den Grenzübergängen nach Serbien.
Belgrad hat hier ihre Hände im Spiel: Die Kosovo-Serben werden von der Regierung unterstützt und zum Teil auch angeleitet.