Serbien: Ein Überblick über die Kultur des Landes

Anouk Steiner
Anouk Steiner

Serbien,

Serbien war in der Vergangenheit häufig Grenzland wichtiger Imperien. Grössten Einfluss auf die serbische Kultur hatte das Byzantinische Reich.

Serbien
Eine Freskomalerei ziert die Decke einer orthodoxen Kirche in Serbien. - Pixabay

Das Wichtigste in Kürze

  • Serbien war häufig Grenzland wichtiger Imperien, was Spuren hinterlassen hat.
  • Der grösste Einfluss auf die serbische Kultur kam vom Byzantinischen Reich.
  • Literatur, Architektur, Musik und Malerei wurden von verschiedenen Einflüssen geprägt.

Bereits in der Frühzeit war das Gebiet des heutigen Serbien besiedelt. Dabei war vor allem die Vinca-Kultur, die eines der ältesten bekannten Schriftsysteme hervorbrachte, wichtig.

Einflüsse wichtiger Imperien

In der Vergangenheit war Serbien häufig Grenzland wichtiger Imperien. An der Donau verlief seit der zweiten Wiener Türkenbelagerung die Grenze zwischen dem Osmanischen Reich und Österreich-Ungarn. Dies hat Spuren hinterlassen: Der Norden Serbiens ist mitteleuropäischer als der Süden.

Albanien Kirche
Mosaike sind in den Überresten einer alten byzantinischen Kirche auf dem Boden abgebildet. - dpa

Den wohl grössten Einfluss auf die serbische Kultur hatte das Byzantinische Reich. Dieses vermittelte das Christentum und führte die kyrillische Schrift ein. Zudem wurde das Land von Literatur, Malerei und Architektur geprägt.

Religion und Kunst

Einen besonderen Stellenwert in der serbischen Kultur haben auch die vielen Klöster, wovon die meisten im Mittelalter erbaut wurden. Die Klosterkirchen wurden aus einer Synthese sowohl romanischer als auch byzantinischer Architekturstile errichtet.

Kloster Serbien
Orthodoxe Gläubige vor dem Djudjevi Stupovi Kloster in Serbien. - Keystone

Berühmt sind die zahlreichen Fresken serbischer Klöster. So gehören beispielsweise die Fresken in Sopoćani zu den bedeutendsten Malereien des Hochmittelalters.

Der byzantinischen Kunst kommt damit insgesamt auch eine zentrale Position in Serbiens zu. Das Land hatte sich allgemein zu einem der grossen Zentren byzantinischer Kunst entwickelt.

Mostar Brücke Bosnien
Mostar-Brücke in Bosnien-Herzegowina. Solche Bogenbrücken waren typisch für die osmanische Architektur. - Keystone

Die osmanische Eroberung Serbiens zwischen 1371 und 1459 bildete die zentrale Zäsur im Kulturschaffen des Landes. Moscheen, Hamams, Türben, Konaks und insbesondere osmanische Bogenbrücken sind Zeugnisse des jahrhundertelangen Erbes osmanischer Kultur. Das reiche osmanische Handwerk hatte sich zudem im Stil der Innendekoration, Gartengestaltung, Kleidung und allgemein der Kunst niedergeschlagen.

Die serbischen Aufstände zu Beginn des 19. Jahrhunderts brachten dem Land schrittweise die Eigenständigkeit zurück. Damit fasste die europäische Moderne sukzessive in Serbien Fuss.

Musik in Serbien

Die ältesten bekannten Aufzeichnungen über die Verwendung von Musikinstrumenten unter den Slawen datieren aus der ersten Hälfte des 7. Jahrhunderts. Die Nutzung der Gusle wurde später im 10. Jahrhundert von arabischen Reisenden vermerkt.

Instrument Serbien
Dusan Mladic spielt das Musikinstrument Gusle, ein traditionelles Saiteninstrument. - Keystone

Die Gusle blieb bis ins 19. Jahrhundert das bekannteste Musikinstrument der Serben.

Als heimliche Hymne Serbiens gilt ein Stück Militärmusik von Binički zu Ehren des ersten Sieges im Ersten Weltkrieges: der Drina-Marsch. In Serbien ist der Drina-Marsch auch heute weithin populär und wird häufig von Fussballchören der serbischen Fans angestimmt.

Auch das Soldatenlied «Tamo daleko» gehört zu den besonderen identitätsstiftenden Musiken der Serben. In diesem findet sich die Erinnerung an den katastrophalen Rückzug der serbischen Armee über die winterlich verschneiten Hochgebirge Albaniens 1915/1916.

Vielfältige Architektur

Die Architektur in Serbien ist sehr vielfältig. Bedeutend ist dabei die byzantinische Baukunst. Diese ist vor allem in den zahlreichen serbischen Klöstern deutlich sichtbar.

Als wichtigste Mäzene der Architektur traten insbesondere die Mitglieder der Nemanjiden-Herrscherdynastie auf. In rascher Folge wurden neue Klosterkirchen errichtet, die mit aufwendigen Malereien ausgestattet wurden. Zu den bedeutendsten Bauwerken gehören unter anderem das Kloster Visoki Dečani oder das Kaisergrab Stefan Dušans.

Festung Vojvodina Serbien
Festung in Vojvodina, Serbien. - Pixabay

Für die serbische Architektur des Mittelalters bis ins 18. Jahrhundert ist zudem auch die Wehrarchitektur zentral. Diese umfasst Burgen, Wehrklöster, Festungen und auch befestigte Ortschaften. Frühe Burganlagen wurden zumeist an strategischen Wegabschnitten und Flussengen, später auch als Kerne von Ortschaften und Residenzen gebaut.

Massstab der spätmittelalterlichen Wehrarchitektur Serbiens wurde die Festung von Belgrad. Als einzige hielt sie dem ersten grossen osmanischen Ansturm stand. Typisch für die serbischen Wehrbauten waren ein Donjon als Kern sowie die offen gebauten Stockwerke der Wehrtürme.

Monument Belgrad
Das Denkmal «Der Sieger», ein unverwechselbares Symbol von Belgrad, erscheint vor der Festung Kalemegdan in Belgrad. - Keystone

Durch Österreich erreichte der Barock seit dem 17. Jahrhundert den Norden des Landes. Südlich der Save und Donau wurde der orientalische Baustil beherrschend.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde Novi Beograd (Neu-Belgrad) mit seinen Blockbauten nach städtebaulicher Ideologie konzipiert. Neben dem sozialistischen Realismus als Grundschema für öffentliche Gebäude war in der Hauptstadt auch die Monumentalarchitektur zahlreicher Bauwerke auffallend.

Malerei

Die mittelalterliche serbische Malerei entwickelte sich seit dem 12. Jahrhundert aus dem dominierenden Einfluss der byzantinischen Malerei. Die ersten Maler der Grablagen kamen aus dem griechischen Kulturbereich.

Die Monumentalmalerei erreichte schon Anfang des 13. Jahrhunderts in der Muttergotteskirche von Studenica einen ersten Höhepunkt. Es dominieren grosse Fresken auf blauem Grund.

Serbien
Typische Malereien in einer serbisch-orthodoxen Kirche. - Pixabay

Später machten sich auch gotische Einflüsse bemerkbar. Diese waren durch langgezogene, feingliedrige Figuren und eine feine Linienführung gekennzeichnet.

Ähnlich wie die Freskenmalerei etablierte sich die Tafelmalerei in Form der Ikone aus dem prägenden Einfluss von Byzanz. Bekannt ist die grosse Christus-Ikone im Kloster Hilandar, eines der Hauptwerke der byzantinischen Tafelmalerei. In diesem Kloster ist heute auch die bedeutendste serbische Ikonensammlung aufbewahrt.

Die serbische Küche

Die serbische Küche zählt zur Balkanküche. Sie wurde vorwiegend durch die slawische Küche und die seiner Nachbarländer beeinflusst.

Serbien
Ćevapčići sind gegrillte Röllchen aus Hackfleisch und sind in Serbien äusserst beliebt. - Pixabay

Durch die geografische Lage Serbiens und durch den Kulturaustausch wurden manche Gerichte, Zubereitungsarten und Zutaten übernommen. Bedingt durch die Lage und die lange Tradition kann die serbische Küche auf vielzählige Gerichte, Zutaten und Spezialitäten zurückgreifen. International bekannte Produkte sind beispielsweise die typischen Fleischgerichte Ćevapčići, Pljeskavica und Ražnjići.

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