Serbien: Alles zur Geschichte der Republik

Anouk Steiner
Anouk Steiner

Serbien,

Serbien wurde 1549 von den Osmanen erobert. Erst etwa 1817 wurde es ein teilweise autonomes Fürstentum.

Jugoslawien Weltkrieg Serbien
Deutsche Panzer in einer Belgrader Strasse während des Zweiten Weltkrieges. - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Erstmals urkundlich erwähnt wurde der Staat Serbien im Jahr 822.
  • Im Jahr 1459 wurde das Gebiet von den Osmanen erobert.
  • Seit der Demokratisierung bemüht sich der Staat um den Beitritt in die EU.

Erstmalige urkundliche Erwähnung findet der Staat Serbien 822 bei Einhard, dem Biografen Karls des Grossen. Zu dieser Zeit regierte Zupan Strojimir.

Häufiger Wechsel der Herrschaften

Um das Jahr 600 herrschten sogenannte Zupane im Gebiet des heutigen Serbiens. Sie waren Stammesanführer und hatten bis etwa 1000 die Regierung inne. Nachdem das Land aber von den Ungaren verwüstet worden war, fiel es unter die Herrschaft der Byzanz.

Albanien Kirche
Mosaike sind in den Überresten einer alten byzantinischen Kirche auf dem Boden abgebildet. - dpa

Nach mehrmaligem Herrschaftswechsel gelang Serbien unter der Führung von Urosevic der Aufstieg zur regionalen Grossmacht. Unter Zar Dusan, dem mächtigsten aller serbischen Herrscher, erreichte das serbische Reich den Höhepunkt seines politischen Einflusses und seiner Ausdehnung.

Eroberung Serbiens durch die Osmanen

Am Ende des 14. Jahrhunderts drängten die Türken mehrere Male gegen Serbien vor. Dieses widersetze sich einer militärischen Besetzung hartnäckig und konnte die ersten Schlachten gewinnen. Kurze Zeit später kam es zur Schlacht auf dem Amselfeld.

Die Amselfeldschlacht endete ohne eindeutigen Sieger, denn die Anführer beider Streitmächte fielen. Der Widerstand der Serben gegen einen militärischen überlegenen Gegner war derart geschwächt, dass das serbische Heer 1389 geschlagen worden war.

Osmanisches Reich
Eine historische Karte des Osmanischen Reiches. - Pixabay

1459 wurde Serbien endgültig von den Osmanen erobert und blieb bis 1804 Teil des Osmanischen Reiches.

Unabhängigkeit und Königreich Serbien

Trotz zahlreicher Versuche zur Erlangung der Unabhängigkeit, wurde Serbien erst 1804 im ersten serbischen Aufstand teilweise befreit. Im zweiten serbischen Aufstand 1815–1817 wurde das Land partiell ein autonomes Fürstentum unter osmanischer Oberhoheit.

1867 zwang Fürst Mihailo Obrenovic die letzten osmanischen Regimenter, das Fürstentum zu verlassen. So konnte Belgrad zur freien serbischen Hauptstadt geweiht werden. 1878 wurde auf dem Kongress der europäischen Grossmächte und des Osmanischen Reiches die Unabhängigkeit von Rumänien, Serbien und Montenegro anerkannt.

Serbien
Alte serbische Verteidigungsanlagen stehen in Smederevo, Serbien. - Pixabay

1882 wurde das Fürstentum Serbien dann zum Königreich erklärt. Im November 1885 erklärte der serbische König Milan Obrenovic Bulgarien den Krieg. Im Serbisch-Bulgarischen Krieg konnte die junge bulgarische Armee ohne jegliche Unterstützung die Serben besiegen. Nur das Eingreifen Österreich-Ungarns bewahrte das serbische Königreich.

1912 erklärte Montenegro dem Osmanischen Reich den Krieg. Die verbündeten Serben, Bulgaren und Griechen traten dem Krieg gegen das Osmanische Reich bei.

Bulgarien auf der einen und Serbien und Griechenland auf der anderen Seite gerieten in einen Streit um die Aufteilung Makedoniens. Es kam zum zweiten Balkankrieg, in dem Serbien gemeinsam mit Griechenland, Rumänien und dem Osmanischen Reich gegen Bulgarien kämpfte.

Dubrovnik Kroatien
Dubrovnik, die kroatische Küstenstadt, blüht wieder auf und die vom Balkankrieg verschreckten Touristen sollen zurückgelockt werden. - Keystone

Angesichts dieser Übermacht musste Bulgarien im August 1913 kapitulieren. Infolge der Balkankriege wurde der nördliche Teil Makedoniens serbisch, der östliche Teil bulgarisch und der südliche Teil Makedoniens griechisch.

Serbien im Ersten Weltkrieg

Im Ersten Weltkrieg stand Serbien von Anfang an auf Seiten der Entente cordiale. Die Kriegsziele sahen eine Zerschlagung Österreich-Ungarns und die Vereinigung aller südslawischen Völker in einem gemeinsamen Staat vor.

Auslöser war das durch den Geheimbund «Schwarze Hand» angezettelte Attentat von Sarajevo auf den österreichischen Thronfolger Franz Ferdinand. Serbien sah sich daraufhin mit einem Ultimatum Österreichs konfrontiert. Dieser Vorgang löste zunächst die Julikrise von 1914 aus, welche den Kriegsausbruch in ganz Europa zur Folge hatte.

Attentat von Sarajevo
Die Grafik zeigt die Ermordung von Erzherzog Ferdinand und seiner Gemahlin beim Attentat von Sarajevo. - Keystone

Die ersten Offensiven der Österreicher 1914 konnte die serbische Armee noch abwehren. Jedoch erlitt diese grosse und empfindliche Verluste.

Im Juli 1915 besetzte Serbien das benachbarte Albanien. Mit einer Offensive der Mittelmächte zur Bereinigung der Balkanfront griffen österreichische, bulgarische und deutsche Truppen Serbien von drei Seiten an.

Die serbische Armee konnte eine völlige Vernichtung verhindern, musste sich aber zum Meer zurückziehen. Währenddessen führten die Mittelmächte im besetzten Land ein strenges Besatzungsregime, dem die Serben hartnäckig Widerstand leisteten. Mit der Niederlage der Mittelmächte 1918 ging auch Serbien trotz hoher Verluste als Siegermacht hervor.

Festung Petrovaradin
Die Festung Petrovaradin ist Teil der Stadt Novi Sad, Serbien. - Pixabay

Nach Ende des Ersten Weltkriegs wurde das Königreich der Serben, Kroaten und Slowenen unter der Führung des serbischen Königs gegründet. 1929 benannte sich dieses in Jugoslawien um. Es bestand aus Serbien, Montenegro sowie Bosnien-Herzegowina, Dalmatien, Kroatien, Slawonien und Slowenien.

Später führten innere Konflikte in der jugoslawischen Monarchie zu nationalen Bewegungen. In der Folge fielen der serbische König Alexander I. und der französische Aussenminister in Marseille einem Attentat zum Opfer.

Der Zweite Weltkrieg

Im Zweiten Weltkrieg blieb Jugoslawien zunächst neutral und weigerte sich, dem Dreimächtepakt unter deutscher Führung beizutreten. Das Abkommen wurde erst nach offenen Kriegsdrohungen im März 1941 unterzeichnet.

Danach kam es in Serbien zu Demonstrationen, die dann in einem Staatsstreich in Belgrad gipfelten. Die Regierung wurde gestürzt und Prinz Paul musste nach Griechenland fliehen. Kurz darauf begann dann der Einmarsch deutscher Truppen in Jugoslawien.

Serbien 2. Weltkrieg
Zwei Wochen nach Beginn des Balkanfeldzuges werden in der serbischen Ortschaft Pancevo in einer Massenerschiessung Zivilisten hingerichtet. - Keystone

Belgrad wurde am 6. April 1941 von der deutschen Luftwaffe bombardiert. Innerhalb weniger Tage wurde Jugoslawien komplett besetzt und von den Siegern aufgeteilt. Nach der deutschen Besetzung kam es in Serbien zum Volksaufstand, der sich auch auf Montenegro, Bosnien und Kroatien ausweitete.

Im Oktober 1944 konnte die 3. Ukrainische Front der Roten Armee in Serbien einmarschieren. Mit dem Vormarsch der Roten Armee konnte der von den Kommunisten geführte Volksbefreiungskampf auf das Territorium Serbiens ausgeweitet werden.

Rote Armee
Eine Gruppe von Soldaten der Roten Armee bei der Rückeroberung des Baltikums 1944. - Keystone

Aus dem Zweiten Weltkrieg gingen die Partisanen Titos als Sieger hervor. Serbien wurde eine von sechs Teilrepubliken des kommunistischen Jugoslawien. 1974 erfolgte eine Verfassungsänderung und Neugliederung Serbiens in drei Teile: Zentralserbien und die weitgehend autonomen Provinzen Vojvodina und Kosovo.

Jugoslawienkriege und Kosovokrieg

Die Jugoslawienkriege brachen mit der Unabhängigkeitserklärung Sloweniens, Kroatiens und Bosnien-Herzegowinas aus.

Während des Krieges in Bosnien verhängte die UNO ein Handelsembargo gegen die Bundesrepublik Jugoslawien. Auslöser der Sanktionen waren unter anderem die ethnischen Säuberungen, die sich vor allem gegen die bosnischen Muslime richteten.

Serbien Kosovo
Slobodan Milosevic wurde in insgesamt 66 Klagepunkten, unter anderem wegen Völkermord im Kosovokrieg, vor dem Kriegsverbrechertribunal angeklagt. - Keystone

Den kroatischen und bosnischen Serben gelang zu Kriegsbeginn die Besetzung grosser Teile von Kroatien und Bosnien. Nach Ende des Bosnienkrieges blieb nach 1995 der Status der Provinz Kosovo die letzte politisch brisante Frage. Die gewalttätigen Unruhen im Kosovo versuchte die serbische Führung unter Milosevic mit polizeilichen und militärischen Mitteln zu beenden.

Demokratisierung Serbiens

Bei den Präsidentschaftswahlen 2000 wurde Vojislav Koštunica zum jugoslawischen Präsidenten gewählt, was das Ende der Ära Milošević bedeutete. Milošević wurde im Juni 2001 an den Internationalen Strafgerichtshof für das ehemalige Jugoslawien ausgeliefert.

Belgrad Slobodan Milosevic
Bewaffnete und maskierte Spezialpolizisten stürmen die Belgrader Residenz von Präsident Slobodan Milosevic im März 2001. - Keystone

Serbien bemüht sich seit der Demokratisierung stärker um die Integration in die Europäische Union. Seit 2012 zählt das Land zu den Beitrittskandidaten.

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