Haftstrafen für Eltern wegen Schulmassakers in Serbien
Ein serbisches Gericht verurteilt die Eltern eines jugendlichen Amokläufers zu Gefängnisstrafen.
Ein Gericht in der serbischen Hauptstadt Belgrad hat die Eltern eines Minderjährigen zu Gefängnisstrafen verurteilt, nachdem dieser im Mai des Vorjahres in seiner Belgrader Schule ein Massaker verübt hatte. Der Vater des zur Tatzeit 13-Jährigen erhielt 14,5 Jahre, die Mutter drei Jahre. Dies berichtete das staatliche Fernsehen RTS.
Der Schüler hatte mit zwei Pistolen seines Vaters neun Mitschüler und einen Wachmann erschossen. Die Urteile sind noch nicht rechtskräftig. Der Staatsanwalt hatte unmittelbar nach der Urteilsverkündung Berufung angekündigt.
Zweiter Amoklauf ohne Zusammenhang
Der tragische Vorfall am 3. Mai 2023 hatte Serbiens Bevölkerung aufgewühlt. Am darauffolgenden Tag hatte ein junger Mann bei einem Amoklauf in zwei Dörfern im Umland von Belgrad acht Menschen erschossen. Ein Zusammenhang mit der Bluttat in der Schule bestand nicht.
Der Täter des Schulmassakers war zur Tatzeit nach serbischem Recht nicht strafmündig. Er wird in einer psychiatrischen Anstalt festgehalten. Das Gericht in Belgrad verurteilte den Vater wegen schwerer Gefährdung der öffentlichen Sicherheit und Vernachlässigung eines schutzbefohlenen Minderjährigen. Und die Mutter wegen des letzteren Straftatbestandes.
Eltern weisen Schuld von sich
Das Gericht sah es als erwiesen an, dass der Vater die späteren Tatwaffen nicht den Vorschriften entsprechend sicher verwahrt hatte. Als erschwerend wertete es den Umstand, dass der Vater sein Kind zu einem Schiessstand brachte und im Waffengebrauch instruieren liess.
In dem Prozess wurde auch ein Mitarbeiter des Schiessstandes wegen Meineids zu 15 Monaten Gefängnis verurteilt. Er hatte nach Ansicht des Gerichts versucht, den Vater durch Falschaussagen zu entlasten. Beide Eltern erklärten sich in dem Verfahren für unschuldig.