Hamsterkäufe treiben Nestlé in der Corona-Krise an
Der Schweizer Lebensmittelriese profitiert davon, dass sich viele Menschen in der Corona-Krise mit Vorräten eingedeckt haben. Aber nicht alle Produkte von Nestlé verkauften sich gut.
Das Wichtigste in Kürze
- Hamsterkäufe wegen der Corona-Pandemie haben dem Schweizer Lebensmittelkonzern Nestlé im ersten Quartal ein überraschend kräftiges Absatzplus beschert.
Wie sich das Geschäft weiter entwickelt, wagt die Konzernspitze allerdings nicht wirklich einzuschätzen. Auch wenn es zu früh sei, die vollen Auswirkungen von Covid-19 zu beurteilten, «halten wir an unserem ursprünglichen Ausblick für das Gesamtjahr 2020 vorläufig fest», teilte das an der Börse wertvollste Unternehmen Europas am Freitag mit.
Mit seiner breiten Produktpalette profitierte der Konzern in der Corona-Krise bisher davon, dass sich die Menschen in vielen Ländern in Europa und Nordamerika angesichts von Ausgangssperren und Kontaktverboten mit Vorräten eindeckten. In den ersten drei Monaten des Jahres legte das Nestlé-Geschäft stärker zu als von Experten erwartet. Vor allem Fertiggerichte, Kaffee und Heimtierbedarf waren gefragt, ebenso Produkte aus dem Gesundheitssegment. Süsswaren und Speiseeis verkauften sich hingegen weniger gut.
Wenn man Währungsschwankungen und den Kauf und Verkauf von Unternehmensteilen herausrechnet, wuchsen die Erlöse um 4,3 Prozent auf 20,8 Milliarden Franken (rund 20 Mrd Euro). Allerdings zehrte der Anstieg des Schweizer Franken bei dem Hersteller von Nespresso, Nescafé, Maggi, Wagner-Pizza und Mövenpick die Zuwächse komplett auf. Zudem wirkte sich der Verkauf von Sparten aus, so dass der berichtete Umsatz um 6,2 Prozent zurückging.
Überall hätten sich die Verkäufe vom Ausser-Haus-Konsum zum Heimkonsum verschoben, hiess es. So haben Restaurants in vielen Ländern noch immer geschlossen. Die Erlöse bei Nestlé Professional, Wasserprodukten und den Nespresso-Boutiquen gingen den Angaben zufolge deutlich zurück, während der Online-Handel um fast 30 Prozent anzog und erstmals mehr als 10 Prozent des Konzernumsatzes erreichte.
Eine neue Prognose für 2020 traut sich die Konzernführung um Chef Mark Schneider aber noch nicht zu. Die finanziellen Folgen der Pandemie seien weiter schwierig zu beziffern und hingen von der Dauer und den gesamtwirtschaftlichen Folgen der Krise ab.
Unterdessen denkt das Management darüber nach, sich von der Yinlu-Sparte mit Erdnussmilch und Reisporridge-Konserven zu trennen. Das bestehende Nescafé-Geschäft mit trinkfertigem Kaffee will der Konzern hingegen behalten und weiterentwickeln. Im Januar hatte Nestlé bereits sein US-Geschäft mit Speiseeis an sein bestehendes Gemeinschaftsunternehmen mit PAI Partners verkauft, das unter dem Namen Froneri firmiert. Bis Ende Juni will der Konzern auch seine 60-prozentige Beteiligung an Herta Charcuterie, die Aufschnitt und Fleischwaren herstellt, an Casa Tarradellas loswerden.
Zukäufe gibt es in anderen Bereichen. Bis Jahresmitte soll der Kauf des Magen-Darm-Medikaments Zenpep über die Bühne gehen, und gerade erst hat Nestlé den Tierfutter-Hersteller Lily's Kitchen übernommen.