Hashim Thaci tritt nach Kriegsverbrechen-Anklage zurück
Kosovos Präsident Hashim Thaci hat am Donnerstag seinen Rücktritt verkündet. Nun wurde bekannt, dass er sich bereits in Den Haag in Haft befindet.
Das Wichtigste in Kürze
- Der kosovarische Präsident Hashim Thaci wurde in Den Haag verhaftet.
- Zuvor hatte er seinen Rücktritt verkündet.
- Als Grund nannte er die Bestätigung der Anklage wegen mutmasslichen Kriegsverbrechen.
Der kosovarische Präsident Hashim Thaci ist in Den Haag festgenommen worden. Wie das Kosovo-Sondertribunal am Abend mitteilte, befindet er sich nun dort in Haft. Thaci war nach der Bestätigung der Kriegsverbrechen-Anklage gegen ihn von seinem Amt zurückgetreten.
«Ich werde nicht als Präsident vor Gericht erscheinen. Um die Integrität des Staates zu schützen, trete ich heute zurück», erklärte er am Donnerstag auf einer Pressekonferenz in Pristina. Das Kosovo-Sondertribunal in Den Haag habe die bisherige vorläufige Anklage gegen ihn nunmehr bestätigt, sagte er weiter.
Hashim Thaci war während des Unabhängigkeitskrieges 1998-1999 Oberkommandierender der kosovo-albanischen Untergrund-Armee UCK gewesen. Die Staatsanwaltschaft des Sondertribunals hatte bereits im letzten Juni gegen ihn und mehrere andere ehemalige UCK-Kommandeure vorläufige Anklage erhoben.
Anklage beinhaltet Mord, Verfolgung und Folter
Kurz zuvor hatte auch Kadri Veseli bekanntgegeben, dass die Anklage gegen ihn bestätigt wurde. Er ist der der Vorsitzende der Präsidentenpartei PDK (Demokratische Partei des Kosovos). Er begebe sich umgehend nach Den Haag, um den Anschuldigungen entgegenzutreten. Dies schrieb er auf der Webseite der PDK.
Die vorläufige Anklage vom Juni legte den Politikern schwere Verbrechen in zehn Punkten zur Last, darunter Mord, Verfolgung und Folter. Hunderte Kosovo-Albaner, Serben, Roma und Angehörige anderer ethnischer Gruppen sowie politische Gegner gehörten der Anklage zufolge zu ihren Opfern.
Das Gericht in Den Haag gehört formal zur Justiz des Kosovos. Es war auf internationalen Druck aber in Den Haag eingerichtet worden. Dies, um die von der Kosovo-albanischen Seite begangenen Verbrechen während des Unabhängigkeitskrieges des Kosovos 1998-1999 strafrechtlich zu verfolgen.
Hashim Thaci war Oberkommandierender der UCK
In dem Krieg gab es mehr als 10'000 Tote und Hunderttausende Vertriebene. Die meisten Opfer gingen auf das Konto der serbischen Sicherheitskräfte. Mit ihren Verbrechen beschäftigte sich das Internationale Jugoslawien-Tribunal (ICTY) in Den Haag.
Der heutige Präsident Hashim Thaci war damals Oberkommandierender der UCK. Viele Spitzenpolitiker bekleideten in der Miliz Kommandeursposten. Die UCK kämpfte gegen die serbischen Sicherheitskräfte. Diese wollten das hauptsächlich von Albanern bewohnte Kosovo mit Gewalt davon abhalten, sich von Serbien abzuspalten.