In Den Haag wird «Worst-Case-Szenario» befürchtet
Eine schwere Explosion hat die niederländische Stadt Den Haag erschüttert. 20 Menschen sind laut Berichten verschüttet. Die Ursache ist unklar.
Das Wichtigste in Kürze
- In Den Haag kam es am Sonntagmorgen zu einer Explosion in einem Mehrfamilienhaus.
- Das Haus stürzte ein - mittlerweile wurden vier Leichen geborgen.
- Es ist nicht bekannt, wie viele Menschen sich noch unter den Trümmer befinden.
Nach einer schweren Explosion in einem Mehrfamilienhaus im niederländischen Den Haag sind inzwischen fünf Todesopfer geborgen worden. Ein weiteres Opfer sei lebend aus den Trümmern geholt worden, teilte die Feuerwehr am Abend mit. Kurz nach der Explosion am Morgen waren nach Polizeiangaben bereits vier Verletzte in eine Klinik gebracht worden.
Nach weiteren Opfern, die sich möglicherweise noch unter den Trümmern befinden, werde mit Hochdruck gesucht, sagte Bürgermeister Jan van Zanen. «Es ist nicht bekannt, wie viele Menschen sich noch unter den Trümmern befinden, aber Tatsache ist, dass es für sie nur eine geringe Überlebenschance gibt», so der Bürgermeister weiter. «Wir bereiten uns auf das schlimmste Szenario vor.»
Zur Ursache der Katastrophe konnten Polizei und Feuerwehr weiterhin noch nichts sagen. Um 6.15 Uhr habe es zunächst eine kleinere und dann eine sehr schwere Explosion gegeben, woraufhin das Gebäude in Brand geriet und fünf Wohnungen zerstört wurden. Die Bergungsarbeiten sollen die Nacht über andauern.
Auto fuhr nach Explosion weg
Die Polizei fahndete unterdessen nach einem Auto, das unmittelbar nach der Explosion mit hoher Geschwindigkeit wegfuhr. Anwohner wurden gebeten, mögliche Videoaufnahmen vom Unglücksort zu schicken, auf denen das Auto zu sehen sein könnte.
Die lokale Presse berichtete von einem ohrenbetäubenden Knall um etwa 6.15 Uhr. Die Bilder vom Ort des Geschehens zeigen die Verwüstung. Eine zerfetzte Fassade und ein riesiges Loch dort, wo einmal das dreistöckige Gebäude stand.
Rettungskräfte eilten zur Tarwakamp-Strasse, wo mindestens eine Wohnung in Flammen stand. Trotz des intensiven Feuers konnten vier Personen aus den Trümmern gerettet und ins Spital gebracht werden. Über ihren Zustand ist bisher nichts bekannt.
«Sehr lauter Knall»
Ein Augenzeuge beschrieb die Szene gegenüber «Telegraaf»: «Ich habe einen sehr lauten Knall gehört, das klang riesig! Hier werden ab und zu Feuerwerkskörper gezündet, aber das war etwas ganz anderes. Ich sah sofort meterhohe Flammen und hörte Menschen schreien.»
Die Explosion hat eine Spur der Verwüstung hinterlassen. Trümmer und Glasscherben bedecken die gesamte Strasse. Die Druckwelle hat sogar Fensterscheiben von geparkten Autos und umliegenden Geschäften zerstört.
Immer wieder Sprengstoffanschläge
In den Niederlanden kommt es seit längerem immer wieder zu Sprengstoffanschlägen im kriminellen Milieu. Die Explosionen und Brandschlägen treffen Häuser, Firmengebäude und Autos. Die nachts an Hauseingängen, Fassaden oder Geschäften deponierten Spreng- oder Brandsätze richten Sachschäden an, verletzt wird in der Regel niemand.
Nach Polizeiangaben geht es bei den Anschlägen um Drogen, Einschüchterung und Erpressung. Selbst bei Beziehungsstreits komme Sprengstoff zum Einsatz.
Ob die Explosion und der anschliessende Brand in Den Haag allerdings einen kriminellen Hintergrund haben, ist noch offen. Der niederländische Ministerpräsident Dick Schoof zeigte sich schockiert von der Katastrophe und bot den Opfern die Hilfe der Regierung an. Auch das Königshaus reagierte betroffen.
Anfang des Jahres gab es in Rotterdam eine Explosion mit drei Toten in einer Wohnanlage. Wobei sich herausstellte, dass es sich um die Explosion eines illegalen Labors zur Herstellung von Drogen in dem Gebäude handelte.