Hunderte Briten verschwinden aus Schweizer Quarantäne

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Planet Erde,

Sie gaben viel Geld für Skiurlaub in der Schweiz aus, doch statt auf den Skipisten die frische Luft zu geniessen, sollten sie plötzlich in kleinen Zimmern in Quarantäne ausharren. Viele Briten machten das nicht mit.

Skifahrer stehen auf einer Piste im Walliser Skigebiet vor einem Restaurant Schlange (Archivbild vom 28.11.2020). Foto: Jean-Christophe Bott/KEYSTONE/dpa
Skifahrer stehen auf einer Piste im Walliser Skigebiet vor einem Restaurant Schlange (Archivbild vom 28.11.2020). Foto: Jean-Christophe Bott/KEYSTONE/dpa - dpa-infocom GmbH

Das Wichtigste in Kürze

  • In der Schweiz haben sich hunderte Touristen aus Grossbritannien teils über Nacht aus einer angeordneten Quarantäne verdrückt.

Hoteliers in dem bei britischen Wintertouristen beliebten Skiort Verbier im Kanton Wallis hätten das gemerkt, weil vor den Zimmertüren abgestellte Frühstückstabletts nicht angerührt worden seien, berichtete Jean-Marc Sandoz, Sprecher der Gemeinde Bagnes, zu der Verbier gehört, der Deutschen Presse-Agentur am Sonntag.

Der Ort habe vor Weihnachten 420 Gäste aus Grossbritannien, darunter Schweizer, die dort leben, identifiziert, die in Quarantäne mussten. Etwa 50 seien umgehend abgereist. Von den 370 anderen sei am Sonntag weniger als ein Dutzend noch da gewesen. «Wir verstehen ihre Wut», sagte Sandoz. Er kritisierte die plötzliche Quarantänepflicht für Anreisende aus Grossbritannien scharf. Die Gemeinden hätten keine Hilfe bekommen, um die Bestimmungen umzusetzen.

Die Schweiz hatte am 20. Dezember alle Flüge aus Grossbritannien und Südafrika gestoppt, weil in den Ländern neue und mutmasslich noch ansteckendere Varianten des Coronavirus nachgewiesen worden waren. Sie ordneten an, dass alle seit dem 14. Dezember Eingereisten rückwirkend für zehn Tage ab Ankunftsdatum in Quarantäne mussten.

«Da sassen Familien mit kleinen Kindern plötzlich auf 20 Quadratmetern fest», sagte Sandoz. «Das war nicht auszuhalten.» Einige Gäste hätten sich inzwischen aus dem benachbarten Frankreich gemeldet. Dort seien die Skistationen zwar geschlossen, aber die Briten könnten wenigstens an die frische Luft. Die Gemeindeverwaltung habe sich für die Gäste anfangs auch um Rückflüge bemüht, aber als klar war, dass nur einsteigen darf, wer nachweislich zehn Tage Quarantäne absolviert hat, hätten die Betroffenen abgewunken.

Nach Angaben der Behörden gab es seit dem 14. Dezember 92 Flüge aus Grossbritannien mit geschätzt 10.000 Menschen an Bord. Sandoz meint, viele davon seien heimkehrende Schweizer gewesen, die gar nicht in den Skistationen zu finden waren.

Für den Skiort Verbier mit rund 9000 Einwohnern war es eine der schwärzesten Wochen. Weil rund ein Fünftel der Gäste dort traditionell aus Grossbritannien kommt, war der Ort plötzlich als vermeintlicher Corona-Hotspot verschrien. «Viele Schweizer haben ihren Urlaub dann abgesagt», sagt Sandoz. Normalerweise habe Verbier in dieser Woche 50.000 Gäste. Nun hätten die Hotels nur eine Auslastung von 30 bis 40 Prozent.

Sandoz fürchtet auch, dass künftig die Atmosphäre vergiftet sein werde. Seine eigene Nachbarin sei wegen ihres Akzents denunziert worden, dabei lebe die gebürtige Britin seit 40 Jahren am Ort. Und die Gäste aus Grossbritannien seien verständlicherweise stinksauer gewesen, sie hätten Hoteliers angepöbelt und sich beim Tourismusbüro beschwert. «Wir wissen nicht, ob sie in den kommenden Jahren zurückkehren», sagt Sandoz.

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