Jetzt wollen auch noch Spaniens Fluglotsen streiken

Über Pfingsten brach in Europa das Flug-Chaos aus – ein Vorgeschmack auf die Sommerferienzeit. Jetzt droht in Spanien schon der nächste Supergau.

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An Europas Flughäfen droht im Sommer das Chaos. - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Nach Pfingsten wird es wohl auch in den Sommerferien beim Fliegen viel Geduld brauchen.
  • Spanische Fluglotsen klagen über zu wenig Personal und drohen mit einem Streik.
  • Derweil baut Swissport in der Schweiz so viele Stellen auf wie noch nie zuvor.
  • Ein Experte rät, am Flughafen extra Zeit einzuplanen – wie beim Gotthardtunnel.

Die Sommerferien stehen vor der Tür. Und es droht ein riesiges Flughafen-Chaos in Europa!

Schon am Pfingstwochenende kam es zu zahlreichen Flugausfällen. Der Grund für die Flugstreichungen: Personalengpässe. Tausende Passagiere strandeten wegen annullierter Flüge – der Amsterdamer Flughafen Schiphol etwa platzte aus allen Nähten. Auch in der Schweiz droht im Sommer ein Flug-Chaos.

Am Dienstag gab die Airline Swiss bekannt, dass zahlreiche Flüge aus dem Sommerflugplan gestrichen werden.

Während der Corona-Krise hatte die Fluggesellschaft Hunderte Flight Attendants entlassen. Jetzt hat es zu wenig Personal, um die gestiegene Nachfrage nach Flügen abzudecken.

Rund 30'000 Passagiere sind von den Annullierungen betroffen. Die Menschen sind wieder in Reiselaune.

Fluggesellschaft Swiss Flüge
Wegen des Personalproblems bei der Swiss bleiben im Juli und August Zehntausende Passagiere ohne ihre gebuchten Flüge. - Keystone

So planen dieses Jahr auch wieder zahlreiche Schweizerinnen und Schweizer, ihre Sommerferien etwa in Spanien zu verbringen. Egal ob Mallorca, Barcelona oder Madrid: Spanien lockt in den Sommermonaten immer wieder Millionen Besucher an.

Spanische Fluglotsen spielen mit Streik-Gedanken

Doch heuer könnten die spanischen Fluglotsen den wohlverdienten Ferien in die Quere kommen. Denn: Die Gewerkschaft der Fluglotsen in Spanien überlegt, im Sommer in einen landesweiten Streik zu treten, wie die «Mallorca Zeitung» berichtet.

Der Grund: Auch in Spanien hat es zu wenig Personal, und an diesem bleibt wiederum zu viel Arbeit hängen. Dies habe negative Auswirkungen auf die Gesundheit der Fluglotsen.

Laut der Gewerkschaft soll der Entscheid, ob oder wann gestreikt wird, Ende Juni fallen. Die grössten Kontrollzentren der Flugsicherung Enaire befinden sich in Madrid, Barcelona, Sevilla, Gran Canaria und Palma.

Bei letzterem gibt es sogar weniger Mitarbeiter im Tower als im Jahr 2019. Dies, obwohl der Flugverkehr in Palma seither deutlich gestiegen ist. Früher waren in dem Kontrollzentrum 55 Fluglotsen im Einsatz – jetzt sind es nur noch 53.

Der Start in die Sommerferien droht also von jeder Menge Warterei begleitet zu werden.

Mehr Zeit einplanen «wie bei Fahrt durch Gotthard»

Tourismus-Experte Jürg Stettler von der Hochschule Luzern (HSLU) sagt auf Anfrage, dass der europäische Sommer allgemein chaotisch werden dürfte. «Die Schwierigkeiten werden wohl über den ganzen Sommer immer wieder auftauchen. Denn fehlende Kapazitäten in so kurzer Zeit zu ersetzen, dürfte schwierig sein.» Personelle Ressourcen könnten nicht so schnell heraufgefahren werden.

Daraus dürfte es aber laut Stettler auch einen «Learning-Effekt» geben. Die Flugbranche würde so lernen, wie man künftig mit kurzfristigen Personal- oder Materialengpässen besser umgehen könne.

Jürg Stettler
Prof. Dr. Jürg Stettler unterrichtet an der Hochschule Luzern. - Hochschule Luzern

Dass dies den Schweizern die Sommerferien verderben könnte, glaubt der Tourismusexperte nicht. Stettler vergleicht das mit Reisenden, die an Feiertagen oder in den Sommerferien durch den Gotthardtunnel fahren.

Diese müssten dort jeweils auch mit langen Wartezeiten rechnen. «Wenn es mit der nötigen Planung und Reserve gemacht wird, desto besser die Chancen, dass es trotzdem gute Ferien werden.» Wichtig sei aber eine gute Information der Airlines und Reiseveranstalter sowie genügend Zeit und Reserven für Unvorhergesehenes einzuplanen.

Grösster Stellenaufbau in Geschichte von Swissport

Die Lösung auf das Flug-Chaos lautet: mehr Personal bei Airlines, Flughäfen und Bodenverkehrsdienstleistern. «Swissport unternimmt diesbezüglich grosse Anstrengungen», sagt Nathalie Berchtold von Swissport gegenüber Nau.ch.

«Spezifisch für die Schweiz haben wir bereits im Dezember 2021 mit dem Stellenaufbau begonnen. Und wir sind zuversichtlich, die Flugpläne der Airline-Kunden im Sommer abbilden zu können.»

In Zürich verfüge Swissport «aktuell über genügend Personal, um die angekündigten Flüge abzudecken». Man erwarte einen Anstieg des Passagier- und Flugvolumens für den Sommer auf rund 80 Prozent des Produktionsvolumens vor der Pandemie. «Daher haben wir rund 500 neue Mitarbeitende am Standort Zürich bis Juni 2022 eingestellt», so Berchtold.

In der gesamten Schweiz hat die Servicegesellschaft 850 neue Stellen in Basel, Genf und Zürich geschaffen: «Dies entspricht dem grössten Stellenaufbau in der Geschichte von Swissport.»

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