Ukraine Krieg: Erneut Holocaust-Überlebende (†91) getötet
Mariupol steht im Ukraine-Krieg seit Wochen unter Beschuss. Zahlreiche Zivilisten wurden getötet. Unter ihnen befindet sich auch eine Holocaust-Überlebende.
Das Wichtigste in Kürze
- Die 91-jährige Wanda Semjonowna Obiedkowa überlebte den Holocaust.
- Nun ist sie laut ihrer Tochter am 4. April in einem Keller in Mariupol gestorben.
- Die Hafenstadt wird von russischen Truppen seit Kriegsbeginn belagert.
80 Jahre, nachdem sie den Nazis entkam, ist eine 91-jährige Ukrainerin von russischen Truppen getötet worden. Wanda Semjonowna Obiedkowa ist Anfang April bei einem Bombenangriff in einem Keller in Mariupol ums Leben gekommen. Das erzählt ihre Tochter Larissa dem jüdischen Newsportal «Chabad News».
«Mama hat keinen solchen Tod verdient», sagt sie unter Tränen. Sie selbst ist jetzt in Sicherheit, doch als die Bomben im Ukraine-Krieg kamen, war sie an der Seite ihrer Mutter.
Die Frau lag in ihrem Keller, vor Kälte fröstelnd und ohne Wasser. Im Sterben fragte sie: «Warum geschieht das?» Nach Obiedkowas Tod riskierten ihre Tochter und ihr Schwiegersohn ihr Leben, um sie zu begraben. Unter ständigem Beschuss beerdigten sie sie in einem öffentlichen Park in der Nähe des Asowschen Meers.
Mariupol im Ukraine-Krieg zum «Friedhof geworden»
Der Rabbi von Mariupol, Mendel Cohen, malt gegenüber «Chabad News» ein schreckliches Bild von der Situation in Mariupol: «Die ganze Stadt ist zum Friedhof geworden.» Wanda Semjonowna Obiedkowa sei eine liebe, fröhliche Frau gewesen, ein spezieller Mensch. Nun musste sie «unvorstellbaren Horror» durchleben.
Die Hafenstadt Mariupol wird im Ukraine-Krieg seit Ende Februar von russischen Truppen belagert. Am Donnerstagmorgen erklärte Russland die Stadt gar für erobert, doch die Ukraine dementiert. Man widersetze sich weiter, sagte Präsident Wolodymyr Selenskyj in einer Videobotschaft in der Nacht zum Freitag.
Objedkowa wurde am 8. Dezember 1930 in Mariupol geboren. Sie war zehn, als die SS nach ihrem Einmarsch die jüdische Bevölkerung zusammentrieb und sie am Stadtrand zu ermorden.
Schätzungsweise wurden zwischen 9000 und 16'000 Juden getötet, darunter auch Objedkowas Mutter. Die kleine Wanda überlebte die Razzia der Nazis dadurch, dass sie sich in einem Keller versteckte. Als sie später entdeckt wurde, konnten Freunde der Familie die SS davon überzeugen, dass das Mädchen griechischer Abstammung sei. Das Kind wurde so vor der Erschiessung gerettet.