Jugendrichter zu Cannabis-Abgabe: Stehen kurz vor Legalisierung
Ein deutscher Jugendrichter setzt sich für die Legalisierung von Cannabis ein. Er will dies im Ampel-Koalitionsvertrag festhalten.
Das Wichtigste in Kürze
- In Deutschland soll der Konsum von Cannabis legalisiert werden.
- Ein Jugendrichter setzt sich bei den Koalitions-Verhandlungen dafür ein.
Eine der stärksten Stimmen für die Legalisierung von Cannabis, der Bernauer Jugendrichter Andreas Müller, ist positiv gestimmt. Er sieht grosse Chancen, dass in einer möglichen Ampel-Koalition eine kontrollierte Abgabe von Cannabis erlaubt wird.
Grüne und FDP seien schon vor der Wahl für eine Legalisierung eingetreten. Die SPD gehe ebenso in diese Richtung und nun habe auch die Junge Union ein entsprechendes Signal gesendet. Das sagte Müller der Deutschen Presse-Agentur am Freitag. «Wir stehen kurz vor der Legalisierung.»
Der Jugendrichter trendete auf Twitter
Der Jugendrichter am Amtsgericht Bernau (Barnim) wurde in dieser Woche zum Star bei Twitter. Der Richter kämpft seit Jahren für eine kontrollierte Freigabe von Cannabis. Der Hashtag #RichterMüller trendete mit tausenden Tweets. Zunächst hatten mehrere Medien berichtet.
Die Debatte über eine Legalisierung von Cannabis in Deutschland nimmt weiter Fahrt auf. Der Vorsitzende der Jungen Union, Tilman Kuban, hält ein positives Votum der Nachwuchsorganisation für denkbar. Die Junge Union trifft sich von Freitag bis Sonntag zu ihrem Deutschlandtag. SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach hatte sich dafür ausgesprochen, in einem Koalitionsvertrag eine Legalisierung von Cannabis festzuschreiben.
Cannabis als Rauschmittel?
Ab 18 Jahren sollte nach Ansicht von Müller eine regulierte Freigabe von Cannabis erlaubt sein. Das soll von Präventionsmassnahmen vor allem in der Schule begleitet werden. Die Abgabe an unter 18-Jährige sollte hingegen weiter unter Strafe stehen. Allerdings sei die gesamte Problematik um Cannabis und Hanf keine Sache des Strafrechts, sondern der Gesundheitspolitiker.
Ein Konsum-Übermass sei schädlich, deshalb müsse man präventiv handeln. Zudem solle den Betroffenen ehrliche Hilfe zukommen, aber nicht mit dem Strafrecht. Das sei nur hinderlich.
Müller forderte einen ehrlichen Umgang mit dem Tehma statt «Angstmache». «Die sollten sich darum kümmern, dass die Jugendlichen nicht kriminalisiert, sondern geschützt werden.»
Müller sieht durch eine kontrollierte Freigabe von Cannabis mehrere Vorteile. Dadurch würden beispielsweise Polizei und Gerichte entlastet; etwa sechs Prozent aller Fälle seien Drogendelikte.
Zudem werde die Polizei «moralisch» entlastet. «Das Klima zwischen Polizei und Jugendlichen würde sich enorm ändern, wenn die Polizei die Konsumenten in Ruhe lässt. Zudem würden Menschen, die Cannabis gegen ihre Schmerzen nehmen müssten, nicht mehr kriminalisiert.»