Kinderbuch-Redakteur verlässt nach Drohungen Ungarn
Das Wichtigste in Kürze
- Die Kampagne gegen sein Buch sowie das in der Vorwoche in Kraft getretene Gesetz zur Unterdrückung von Informationen über Homosexualität für Jugendliche hätten ihn darin bekräftigt, für sich und seinen Lebenspartner keine Zukunft in Ungarn zu sehen.
In «Märchenland für alle» werden bekannte Märchen neu erzählt, indem die Heldenfiguren Minderheiten angehören. Darunter sind in tiefer Armut lebende Kinder, Kinder mit Behinderung, Opfer von häuslicher Gewalt, Homosexuelle und Transsexuelle. Die Autorinnen und Autoren wollen damit mehr Akzeptanz für benachteiligte Menschen schaffen.
Im Vorjahr schredderte eine rechtsextreme Parlamentsabgeordnete das Buch vor laufenden Fernsehkameras. Der rechtsnationale Ministerpräsident Viktor Orban äusserte sich anschliessend billigend über die Aktion der radikalen Politikerin. «Lasst unsere Kinder in Ruhe!», sagte Orban damals. Seitdem stellen die von der Regierung abhängigen Medien Homosexualität mit Pädophilie gleich.
Auch das nunmehr in Kraft getretene Informationsgesetz zielt auf eine derartige Gleichsetzung ab. Insbesondere ist es verboten, Bücher und andere Informationsträger Menschen unter 18 zugänglich zu machen, die Homosexualität, Transsexualität oder Geschlechtsumwandlungen «darstellen» oder «propagieren».