Kommt Archie ins Hospiz? Klinik gibt Eltern letzte Frist
Die Eltern wollen den schwerkranken Archie (12) zum Sterben in ein Hospiz bringen. Das Spital ist dagegen, da der Zustand zu instabil ist.
Das Wichtigste in Kürze
- Archie soll, so der Wunsch der Eltern, zum Sterben in ein Hospiz kommen.
- Laut dem Spital ist der Zustand des Zwölfjährigen aber zu instabil dafür.
- Erfolgt kein weiterer Einspruch, werden die Maschinen um 11 Uhr Ortszeit abgeschaltet.
Die Eltern des unheilbar kranken englischen Jungen Archie wollen den Zwölfjährigen zum Sterben in ein Hospiz bringen lassen.
Die behandelnde Klinik stellt sich aber quer und hat eine letzte Frist zum Einspruch genannt. Die Eltern hätten bis 9 Uhr (Ortszeit, 10 Uhr MESZ) Gelegenheit, juristisch gegen die Entscheidung des Krankenhauses vorzugehen. Dies teilte der Klinikbetreiber Barts Health NHS Trust am späten Mittwochabend in London mit. Ansonsten würden um 11 Uhr die lebenserhaltenden Massnahmen eingestellt.
«Archie ist in einem solch instabilen Zustand, dass ein Risiko sogar dann besteht, wenn er innerhalb seines Krankenhausbettes gedreht wird. Das muss im Rahmen seiner fortlaufenden Pflege erfolgen», hiess es vom Betreiber weiter. «Dies bedeutet, dass in seinem Zustand eine Verlegung mit dem Krankenwagen in eine völlig andere Umgebung höchstwahrscheinlich die vorzeitige Verschlechterung beschleunigen würde, die die Familie vermeiden möchte, selbst mit voller Intensivausrüstung und Personal auf der Reise.» Dies sei der Familie erklärt worden.
Britisches Gericht auf Seite der Ärzte
Das höchste britische Gericht hatte die Entscheidung der behandelnden Ärzte gestützt, Archie sterben zu lassen. Dies sei im besten Interesse des Jungen. Auch eine letzter Appell der Eltern an den Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte in Strassburg blieb erfolglos. Das Organ des Europarats lehnte es am Mittwochabend ab, sich in den Fall einzumischen.
Archies Mutter Hollie Dance zeigte sich daraufhin gebrochen. «Das ist das Ende», sagte sie vor Reportern in London. Dance warf der Klinik vor, sie breche ihr Versprechen, dass Archie in einem juristischen «Worst-Case-Szenario» in ein Hospiz kommen könne.
Archie liegt seit April im Koma. Bei einem Unfall zu Hause in Southend-on-Sea hatte er sich schwere Hirnverletzungen zugezogen, womöglich bei einer Internet-Mutprobe. Der Fall erinnert an ähnliche Auseinandersetzungen um unheilbar kranke Kinder in Grossbritannien. Was im besten Sinne des Patienten ist, entscheiden oft Richter auf Empfehlung von Medizinern. Der finanziell stark unter Druck stehende britische Gesundheitsdienst neigt dazu, lebenserhaltende Massnahmen sehr viel früher zu entziehen als in anderen Ländern.