London: Mehr Sozialleistungsempfänger als Steuerzahler
Viele Menschen in Grossbritannien haben sich seit der Corona-Pandemie aus dem Arbeitsleben verabschiedet. Nun sollen Hunderttausende zurückgelockt werden.
Das Wichtigste in Kürze
- In Grossbritannien gibt es derzeit mehr Sozialhilfeempfäner als Arbeitnehmende.
- Mit Anreizen sollen Arbeitslose nun auf den Arbeitsmarkt zurückgelockt werden.
- Während der Corona-Pandemie hatten sich zunächst viele davon verabschiedet.
So viele Menschen in Grossbritannien wie noch nie erhalten einer Studie zufolge mehr Sozialleistungen, als sie Steuern zahlen. Die «Netto-Abhängigkeitsquote» (net dependency ratio) habe im Finanzjahr 2020/21 (5. April) bei 54,2 Prozent gelegen, ergab eine veröffentlichte Analyse der Denkfabrik Civitas. Das entspreche etwa 36 Millionen Menschen. Auch die Einkommensungleichheit sei gestiegen. Eingerechnet sind auch Sachleistungen wie der Gesundheitsdienst NHS und Bildung.
Die Regierung hatte sich zuletzt wiederholt besorgt über die hohe Zahl von Menschen gezeigt, die seit der Pandemie aus dem Arbeitsleben ausgeschieden sind. Arbeitsminister Mel Stride soll nun das Leistungssystem überarbeiten und Anreize entwickeln, dass Hunderttausende in den Arbeitsmarkt zurückkehren.
Sozialleistungen werden angehoben
Laut Civitas erhalten die unteren 40 Prozent der Einkommensskala – etwa 27 Millionen Menschen – durchschnittlich 23'000 Pfund (26'200 Franken) pro Jahr an Geld- und Sachleistungen. Die Sozialleistungen werden im April um 10,1 Prozent angehoben.
Grund für den Anstieg der sogenannten Abhängigkeitsquote um rund 4,7 Prozentpunkte im Vergleich zum Vorjahr seien Massnahmen zur Bekämpfung der Pandemie gewesen, die sich auf indirekte Steuern und Sachleistungen ausgewirkt hätten.
Die Quote wäre demnach noch stärker gestiegen, wenn das staatliche Kurzarbeitsprogramm als Geldleistung und nicht als Gehaltszahlung gezählt worden wäre, teilte Civitas unter Berufung auf Daten des nationalen Statistikamts mit. Zudem sei die beträchtliche Zahl der Menschen, die seit der Pandemie aus dem Arbeitsleben ausgeschieden sind, nicht berücksichtigt. Diese dürfte die Quote ebenfalls verschärfen, hiess es.