Mädchen (13) gequält - Psychologin erklärt Gewalt
Erneut ist es in Deutschland zu einer Gewalttat zwischen jugendlichen Mädchen gekommen. Eine Psychologin spricht von einem «Gruppenphänomen».
Das Wichtigste in Kürze
- Binnen weniger Monate ist es in Deutschland zu 3 Gewaltakten von jungen Mädchen gekommen.
- Eine Psychologin spricht von einem «Gruppenphänomen» und sagt: «Gewalt führt zu Gewalt.»
Schläge, Zigarettenasche ins Gesicht und Cola über den Kopf: In Heide (D) soll eine Gruppe aus etwa 12 Mädchen im Alter zwischen 12 und 17 Jahren eine 13-Jährige stundenlang gequält haben. Die Gewalt-Teenies liessen erst von ihrem Opfer ab, als ein Passant das Mädchen aus der Situation befreite. Nach Angaben ihrer Mutter wird die 13-Jährige aktuell in einer Tagesklinik behandelt.
Es ist bereits der dritte Fall von brutaler Gewalt unter Mädchen in Deutschland innerhalb weniger Monate. Im Januar hatten zwei 13-Jährige eine 14-Jährige in einem Bahnhof in Baden-Württemberg krankenhausreif geschlagen. Vor drei Wochen erschütterte schliesslich der grausame Mord an der 12-jährigen Luise aus Freudenberg (D) durch zwei jugendliche Mädchen.
Der zumindest aktuelle Eindruck ist, dass die Zahl der gewaltbereiten Mädchen in Deutschland steigt. Laut dem «Spiegel» belegt ein Blick auf die Polizeiliche Kriminalstatistik diese Vermutung aber nicht. Psychologin Evelyn Heinemann warnt gegenüber dem «FOCUS» deshalb auch vor Hysterie.
Die Expertin analysiert in dem Bericht die Fälle der gewalttätigen Mädchen. Demnach falle auf, dass diese offenbar das Gleiche tun wie junge Männer. «Sie treffen sich in einer gleichgeschlechtlichen Gruppe. Jugendgewalt von männlichen Jugendlichen findet fast immer in der Gruppe statt.»
Die gleichgeschlechtliche Gruppe werde benötigt, um die Hemmschwelle zu überwinden. «Gewalt und Kriminalität sind meist ein Gruppenphänomen und das scheint bei Mädchen auch so zu sein.»
Expertin: «Gewalt führt zu Gewalt»
In einem früheren Gespräch mit «FOCUS Online» äusserte sich die Expertin bereits zu den Gründen für solch schreckliche Taten. Sie erklärte damals: «Gewalt führt zu Gewalt. In der Regel haben Jugendliche, die gewalttätig werden, selbst Gewalt erlebt. Durch die Eltern, oder durch ihr Milieu.»
Auch Angst spiele eine Rolle, so Heinemann. «Die Angst, die man erlebt, wenn man zum Beispiel als Kind Gewalt erfährt, wird dadurch bewältigt, indem man anderen diese Angst zufügt und dann selbst der Stärkere ist und nicht mehr der Schwächere.» Auch deshalb würden Gewalttaten unter Jugendlichen fast immer in einer Gruppe begangen.