USA und Taliban haben sich nach US-Angaben «grundsätzlich» auf ein Friedensabkommen in Afghanistan geeinigt. Trotzdem setzen die Taliban ihre Angriffe fort.
Kabul
Rettungskräfte und Polizisten am Anschlagsort in Kabul. Foto: Rahmat Gul/AP - dpa-infocom GmbH

Das Wichtigste in Kürze

  • In der Nacht auf Dienstag kam es in Kabul zu einem Autobombenanschlag.
  • Bei dem Taliban-Angriff wurden mindestens 16 Menschen getötet.
  • Die Terrormiliz zeigt sich unbeeindruckt von einem Abkommen mit den USA.
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Bei einem Autobombenanschlag in der Hauptstadt Kabul in der Nacht zu Dienstag sind offiziellen Angaben zufolge mindestens 16 Menschen getötet und weitere 119 verletzt worden.

Kabul
Die afghanische Feuerwehr am Ort, an dem die Bombe gezündet wurde. - AP Photo/Rahmat Gul

In einem nur wenige Minuten vor dem Anschlag vom TV-Sender ToloNews ausgestrahlten Interview hatte der US-Sondergesandte für Afghanistan, Zalmay Khalilzad, erklärt, man habe sich mit den Taliban «grundsätzlich» geeinigt.

Ungeachtet eines offenbar kurz bevorstehenden Abkommens mit den USA über Wege zu Frieden in Afghanistan erhöhen die radikalislamischen Taliban die Zahl ihrer Angriffe.

Taliban-Gespräche dauern bereits ein Jahr

Bei den seit rund einem Jahr laufenden USA-Taliban-Gesprächen geht es vor allem um Truppenabzüge und Garantien der Taliban, dass Afghanistan kein sicherer Hafen für Terroristen wird. In der Folge sollen innerafghanische Friedensgespräche geführt werden.

Die «grundsätzliche» Einigung zwischen den USA und den Taliban sei aber erst endgültig, wenn sich US-Präsident Donald Trump damit einverstanden erkläre, sagte Khalilzad. Sollte Trump zustimmen, könne das Abkommen in den kommenden Tagen verkündet werden. Vonseiten der Taliban gab es vorerst keinen Kommentar dazu.

Journalisten
Journalisten fotografieren nach einem Bombenanschlag am Montag in Kabul. - AP Photo/Rahmat Gul

Die Autobombe in Kabul in der Nähe einer Wohn- und Büroanlage für Ausländer war der dritte aufsehenerregende Angriff in Afghanistan binnen drei Tagen. Am Samstag hatten Hunderte Taliban-Kämpfer versucht, die nördliche Provinzhauptstadt Kundus zu überrennen. Am Sonntag griffen Taliban-Kämpfer die Provinzhauptstadt Pul-e Chumri an. In beiden Städten starben nach offiziellen Angaben mindestens 32 Sicherheitskräfte und Zivilisten. 

Taliban gab Erklärung auf Twitter ab

Khalilzad schrieb auf Twitter, er habe den Angriff auf Kundus bei den Verhandlungen in der katarischen Hauptstadt Doha zur Sprache gebracht. Gewalt wie in Kundus müsse aufhören. In dem Interview am Montagabend versprach er, dass im Falle eines USA-Taliban-Abkommens in einer ersten Phase die Gewalt in den Provinzen Kabul und Parwan, wo sich der US-Luftwaffenstützpunkt Bagram befindet, reduziert würde. Wenige Minuten später war die immense Detonation der Autobombe in grossen Teilen Kabuls zu hören und zu spüren.

Rauch
Rauchschwaden ziehen über Kabul auf. - AP Photo/Rahmat Gul

Die Taliban erklärten über Twitter, der Angriff in Kabul sei «die Stimme jener unterdrückten Landsleute, die getötet und verwundet werden und deren Häuser durch wiederholte Bombenangriffe und Überfälle zerstört werden». 

Im ersten Halbjahr 2019 war die Zahl der zivilen Opfer durch Luftangriffe und Bodeneinsätze der afghanischen Regierungstruppen und ihrer US-Verbündeten um 31 Prozent gestiegen. Zählt man nur die getöteten Zivilisten, waren die regierungstreuen Truppen für mehr Opfer verantwortlich als die Taliban, die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) und andere regierungsfeindliche Kräfte. 

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