Mindestens 23 Tote bei Luftangriff auf Markt in Nordsyrien
Nur einen Tag nach einem tödlichen Angriff in der nordsyrischen Rebellenbastion Idlib sind dort erneut zwei Dutzend Menschen bei einem Luftangriff getötet worden.
Das Wichtigste in Kürze
- Russland weist Verantwortung für Bombardement von Maaret al-Numan zurück.
Bei dem Bombardement eines Gemüsegrossmarkts in der Stadt Maaret al-Numan habe es mindestens 23 Tote gegeben, teilte die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte am Montag mit. Sie machte Russland für den Angriff verantwortlich, doch wies Moskau den Vorwurf zurück.
Auf dem Markt in Maaret al-Numan bargen Rettungskräfte der Zivilschutzorganisation der Weisshelme auf Tragen oder Matratzen blutüberströmte Opfer aus den Trümmern, wie ein Fotograf der Nachrichtenagentur AFP berichtete. Anwohner flohen teils barfuss mit ihren Kindern aus der Region, während zwischen dem Schutt ein lebloser Körper lag. Laut den Weisshelmen wurde auch einer ihrer freiwilligen Helfer getötet.
Unter den Opfern seien mindestens 19 Zivilisten, vier Tote seien noch nicht identifiziert, erklärte die Beobachtungsstelle. 45 weitere Menschen seien bei dem Luftangriff verletzt worden. Die Opferzahl könne noch steigen, da weitere Opfer unter den Trümmern vermutet wurden, warnte die oppositionsnahe Organisation, die ihre Informationen von Aktivisten vor Ort bezieht. Für Medien sind sie meist kaum zu überprüfen.
Wie auch die Weisshelme machte die Beobachtungsstelle russische Kampfflugzeuge für den Angriff verantwortlich, doch wies Moskau den Vorwurf zurück. «Die Erklärungen anonymer Vertreter der von Grossbritannien und den USA finanzierten Organisation der Weisshelme zu einem angeblichen Angriff russischer Flugzeuge auf einen Markt in Maaret al-Numan sind falsch», erklärte das russische Verteidigungsministerium.
Der Angriff erfolgte nur einen Tag nach einem russischen Luftangriff auf die Stadt Chan Scheichun mit 18 Toten. Unter den Opfern des Angriffs im Süden der Rebellenbastion Idlib waren laut den Weisshelmen neben sieben Kindern auch der 22-jährige Bürgerjournalist Anas al-Dyab, der als Video- und Fotojournalist auch für die Nachrichtenagentur AFP tätig war.
In Idlib und angrenzenden Regionen gilt seit vergangenem September eigentlich eine Waffenruhe. Die Truppen von Machthaber Baschar al-Assad und ihre russischen Verbündeten gehen seit Ende April aber wieder verstärkt gegen Dschihadisten und andere Rebellen vor. Bei Luftangriffen und Gefechten wurden laut der Beobachtungsstelle seitdem mehr als 650 Zivilisten sowie hunderte Kämpfer beider Seiten getötet.
Zudem wurden zehntausende Menschen in die Flucht getrieben und zwei dutzend Kliniken zerstört. Idlib ist die letzte Provinz in Syrien unter Kontrolle der Rebellen. Drei Millionen Menschen leben in der ländlichen Region an der Grenze zur Türkei, darunter hunderttausende Flüchtlinge. Experten gehen davon aus, dass die Assad-Truppen nicht die Einnahme der gesamten Region anstreben, sondern nur einzelne Gebiete erobern wollen.
Zwei Kardinäle des Vatikans reisten am Montag nach Damaskus, um Präsident Assad zu treffen. Wie der Vatikan mitteilte, überbrachten sie dabei einen Brief von Papst Franziskus, in dem dieser «seine tiefe Besorgnis über die humanitäre Situation in Syrien ausdrückt, insbesondere über die dramatischen Bedingungen der Zivilbevölkerung von Idlib».