Der emeritierte Papst Benedikt XVI. soll abgestritten haben, persönlich auf Missbrauchsfälle beim Orden Legionäre Christi hingewiesen worden zu sein.
ARCHIV - Joseph Ratzinger, der emeritierte Papst Benedikt XVI., sitzt vor dem Kloster Mater Ecclesiae in den Vatikanischen Gärten. Benedikt XVI. ist in Bayern. Er besuche in Regensburg seinen kranken Bruder Georg Ratzinger, sagte Vatikan-Sprecher Matteo Bruni am Donnerstag der Deutschen Presse-Agentur. Foto: Lena Klimkeit/dpa
ARCHIV - Joseph Ratzinger, der emeritierte Papst Benedikt XVI., sitzt vor dem Kloster Mater Ecclesiae in den Vatikanischen Gärten. Benedikt XVI. ist in Bayern. Er besuche in Regensburg seinen kranken Bruder Georg Ratzinger, sagte Vatikan-Sprecher Matteo Bruni am Donnerstag der Deutschen Presse-Agentur. Foto: Lena Klimkeit/dpa - sda - Keystone/dpa/Lena Klimkeit

Das Wichtigste in Kürze

  • Ein Ex-Mitglied der Legionäre Christi soll Ratzinger von Missbrauch erzählt haben.
  • Der emeritierte Papst streitet sein Wissen um die Geschehnisse in dem Orden jedoch ab.
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Der emeritierte Papst Benedikt XVI. hat abgestritten bereits frühzeitig zu den Missbrauchsfällen im Orden Legionäre Christi informiert worden zu sein.

Ein Ex-Mitglied des strengkonservativen Ordens soll Joseph Ratzinger nach eigener Aussage persönlich ein Dossier über Missbrauchsopfer in Rom überreicht haben. Dies schreibt die Wochenzeitung «Die Zeit». Ratzingers Privatsekretär, Kurienerzbischof Georg Gänswein, widerspricht dem auf Nachfrage des Blattes: «Nein, das ist nicht richtig.»

Die Episode geht auf die Zeit um 2004 zurück. Damals stand Kardinal Ratzinger noch als Präfekt der vatikanischen Glaubenskongregation – der früheren römischen Inquisition – vor. Diese beschäftigt sich unter anderem mit Missbrauchsfällen. Gänswein erklärte ausserdem, es stimme nicht, dass Ratzinger wenige Jahre zuvor schon durch Missbrauchsopfer selbst auf die Priestergemeinschaft aufmerksam gemacht wurde.

Orden Legionäre Christi
Der mittlerweile verstorbene Ordensgründer Marcial Maciel soll 60 Minderjährige missbraucht haben. (Archivbild) - AFP

Der bekannteste Täter des in Mexiko gegründeten Ordens war der Gründer Marcial Maciel Degollado (1920-2008). Er soll mindestens 60 Kinder und Jugendliche missbraucht haben. Zudem brach er den Zölibat, zeugte Kinder und führte damit ein Doppelleben. Der heute 94 Jahre alte Benedikt leitete Anfang 2005 Untersuchungen gegen ihn ein, wie Gänswein weiter bekräftigt.

Als Ermittler sei Promotor Iustitiae Charles Scicluna damals für Gespräche mit mutmasslichen Missbrauchsopfern nach Amerika geschickt worden. Scicluna sei mit Vernehmungsprotokollen und einer Zeugenliste nach Rom zurückgekommen, die Benedikt XVI. – zu diesem Zeitpunkt schon Papst – kannte.

Aufklärung von Missbrauch führte zu Sanktionen

Die Untersuchung sei danach «konsequent weitergeführt» worden. Sie habe «schlussendlich zur öffentlichen Aufklärung der Missbrauchstaten sowie umfangreichen Sanktionen und Funktionsenthebungen» geführt, sagte Gänswein der Zeitung. Er sprach stellvertretend für den emeritierten Papst, der im Vatikan-Kloster Mater Ecclesiae lebt.

Am Donnerstag wird in München ein Gutachten zum Umgang mit Missbrauchsfällen im Erzbistum München und Freising erwartet. Dort war Ratzinger vor seiner Zeit in der Glaubenskongregation Erzbischof.

Einen besonderen Platz dürfte darin der Fall des Priesters H. einnehmen. Ratzinger wird vorgeworfen, von der Missbrauchsvergangenheit H.s gewusst zu haben, als er ihn einstellte. Gänswein wies das jüngst in der «Zeit» entschieden zurück: «Die Behauptung, er (Benedikt) hätte Kenntnis von der Vorgeschichte zum Zeitpunkt der Entscheidung über die Aufnahme des Priesters H. gehabt, ist falsch», sagte er.

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