Moskau: Weitere 770 Kämpfer aus Stahlwerk in Gefangenschaft

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Der Kampf um das Stahlwerk Azovstal in Mariupol dauert seit Wochen an. Mittlerweile haben zahlreiche Verteidiger den Kampf aufgegeben. Mehrere hundert Menschen könnten sich aber noch immer auf dem Werksgelände aufhalten.

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Dieses vom Pressedienst des russischen Verteidigungsministeriums zur Verfügung gestellte Videostandbild soll russische Soldaten zeigen, die ukrainische Soldaten durchsuchen, die sich zuvor im belagerten Stahlwerk aufgehalten hatten. - -/Pressedienst des russischen Verteidigungsministeriums/dpa

Das Wichtigste in Kürze

  • In der ukrainischen Hafenstadt Mariupol hat sich nach russischen Angaben der grösste Teil der Kämpfer aus dem belagerten Stahlwerk Azovstal inzwischen ergeben.

Allein in den vergangenen 24 Stunden seien dort mehr als 770 Ukrainer gefangen genommen worden, teilte das Verteidigungsministerium in Moskau am Donnerstag mit. Damit hätten sich Beginn der Woche 1730 Kämpfer ergeben. Unklar ist, wie viele Menschen sich nun noch auf dem Werksgelände aufhalten. Nach früheren russischen Angaben müssten dies noch einige Hundert sein.

Von ukrainischer Seite gab es für die Zahlen zunächst keine Bestätigung. Kiew hatte zuletzt Anfang der Woche von etwas mehr als 260 evakuierten Soldaten gesprochen und danach lediglich mitgeteilt, dass die «humanitäre Operation» fortgesetzt werde. Mit Blick auf die nun von Russland veröffentlichten Zahlen könnte sich nach knapp drei Monaten Krieg eine vollständige Eroberung Mariupols abzeichnen.

Kämpfer im Stahlwerk Mariupols letzte Verteidiger

Russland hatte die strategisch wichtige Stadt am Asowschen Meer kurz nach Beginn des Angriffskriegs auf das Nachbarland Anfang März gemeinsam mit prorussischen Separatisten eingekesselt und weitgehend erobert. Die ukrainischen Kämpfer, die sich auf dem weiträumigen Gelände des Stahlwerks verschanzten, wurden zu Mariupols letzten Verteidigern. Russischen Schätzungen zufolge sollen vor Beginn der Evakuierungsmission noch etwa 2500 Soldaten in dem Werk ausgeharrt haben.

Unklar ist weiter auch, ob sich Moskau - wie von Kiew erhofft - auf einen Austausch der ukrainischen Soldaten gegen russische Kriegsgefangene einlässt. Insgesamt 80 der 1730 gefangen genommenen Ukrainer sollen russischen Angaben zufolge verletzt sein. Die Schwerverletzten seien in ein Krankenhaus im russisch kontrollierten Nowoasowsk gebracht worden, hiess es.

Rotes Kreuz registriert Kriegsgefangene

Das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) registrierte mehrere Hundert ukrainische Kämpfer aus dem Stahlwerk, die nun in russischer Kriegsgefangenschaft sind. Dazu wurden ihre Namen und Geburtsdaten sowie die Namen der engsten Angehörigen aufgenommen, wie das IKRK am Donnerstag in Genf berichtete. Die Organisation, die sich in aller Welt um Betroffene in bewaffneten Konflikten kümmert, war nach eigenen Angaben am Transport der Soldaten nicht beteiligt. Sie will nun dafür sorgen, dass Gefangene in Kontakt mit Angehörigen treten können.

Nach den weltweit gültigen Genfer Konventionen von 1949 müssen Kriegsparteien dem IKRK umgehend Zugang zu allen Kriegsgefangenen gewähren. Ob das im Fall der Asovstal-Kämpfer möglich war, teilte das IKRK nicht mit. «Das IKRK unterhält einen vertraulichen Dialog mit den Konfliktparteien über deren Verpflichtungen nach dem humanitären Völkerrecht», hiess es nur.

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