Bilder aufgetaucht: Hier eskortiert ein Kampfjet die Geister-Cessna
Beging der Pilot der in die Ostsee gestürzten Cessna einen folgenschweren Fehler? Am Montagabend fanden Rettungskräfte menschliche Leichenteile.
Das Wichtigste in Kürze
- Beim Absturz der Cessna 551 in die Ostsee werden vier Tote befürchtet.
- Während die Suche weitergeht, sind zum Geisterflug noch immer viele Fragen offen.
- Ein Experte sagt, dass der Pilot möglicherweise einen schweren Fehler begangen hat.
- Am Montagabend wurden in der Ostsee erste Leichenteile gefunden.
Nach dem rätselhaften Absturz eines Flugzeugs in der Ostsee haben lettische Rettungskräfte insgesamt elf Fragmente der Unglückmaschine gefunden. Die Retter suchen derweil weiter nach den vermissten Insassen. Zwischenzeitlich wurden auch menschliche Körperteile nahe der Absturzstelle gefunden.
Die Überreste seien der Kriminalpolizei zur weiteren Ermittlung übergeben worden, sagte die Sprecherin der lettischen Marine, Liva Veita, heute Dienstag der Nachrichtenagentur Leta.
Auch der Chef des lettischen Seerettungskoordinationszentrums, Peteris Subbota, bestätigte den Fund, der am Montagabend vor Einbruch der Dunkelheit erfolgt sei.
Das Privatflugzeug war am Sonntag auf dem Weg von Spanien nach Köln bis über die Ostsee geflogen, dort am Abend vor der Küste Lettlands ins Meer gestürzt. Vier Menschen befanden sich an Bord der Cessna 551.
«Focus» berichtet, dass der Kölner Luftfahrtunternehmer Peter G* (72) die Cessna flog. Seine Ehefrau Julia (68), die gemeinsame Tochter Lisa (26) und ein Mann in deren Alter (27) seien ebenfalls an Bord gewesen. Die Identität der Insassen wurde aber noch nicht offiziell bestätigt.
Während die umfassende Suchaktion weitergeht, bleiben also auch am zweiten Tag nach dem mysteriösen Geisterflug etliche Fragen offen.
Gegenüber «Focus» spricht Flugsicherheitsexperte Stefan Hinners schon mal über die möglichen Gründe für den Absturz. Dabei erwähnt der Deutsche, dass Druckausgleichsprobleme in der Druckkabine des Flugzeugs wahrscheinlich seien.
«Wenn es da irgendwo hakt, bleibt der Besatzung je nach Flughöhe nur noch extrem wenig Zeit, um zu verhindern, dass Crew und Passagiere wegen des Druckabfalls das Bewusstsein verlieren», so Hinners.
Gab es gar keinen Co-Piloten?
Die Cessna wurde zeitweise auf ihrem Geisterflug von Abfangjägern verschiedener Länder begleitet. Im Zusammenhang mit der Theorie des Druckabfalls deuten Beobachtungen dieser Kampfjets auf einen fatalen Fehler des Piloten hin.
Ab der Höhe Bordeaux konnten die Kampfjet-Piloten nämlich nicht nur keinen Kontakt mehr zur Cessna herstellen, sondern im Cockpit auch keine Bewegungen erkennen.
«Focus» werweisst in dem Interview mit Flugsicherheitsexperte Hinners, dass die Maschine von Bordeaux aus möglicherweise ohne Pilot geflogen sein könnte und der Absturz in der Ostsee vor Lettlands Küste erfolgte, weil der Cessna schliesslich der Sprit ausgegangen war. Die Untersuchungsbehörden gehen ebenfalls davon aus, dass der düsengetriebene Jet auf Autopilot geschaltet war.
Hinners meint dazu, dass es widersprüchliche Aussagen gebe – so soll der Pilot etwa über Dänemark zu sehen gewesen sein. Doch: «Wenn die Angaben der französischen Kampfjet-Piloten stimmen, bedeutet dies, dass Pilot und Co-Pilot, soweit es den überhaupt gegeben hat, in den Kabinenraum gegangen sein müssen.»
Vielleicht sei G* nach hinten gegangen, um seiner Tochter und den anderen zu helfen, weil sie Probleme hatten, sagt Hinners weiter und fügt an: «Wenn das so war, könnte dies ein folgenschwerer Fehler gewesen sein.»
*Name der Redaktion bekannt