Putsch im Niger beunruhigt Paris: Einfluss könnte schwinden
Nach dem Putsch in Niger ist Frankreich in Sorge. Der Einfluss auf das westafrikanische Land könnte schwinden.
Das Wichtigste in Kürze
- Putsch im Niger beunruhigt Paris. Der Einfluss Frankreichs schwindet langsam.
- Macron nennt den Putsch illegitim und gefährlich.
- Auch der russische Einfluss in Sahelzone bereitet Paris Sorgen.
Der Putsch im westafrikanischen Niger sorgt auch im Tausende Kilometer entfernten Frankreich für Unruhe. Präsident Emmanuel Macron hat für Samstag den nationalen Sicherheits- und Verteidigungsrat einberufen, um über die Lage zu sprechen. Am Mittwoch hatte die nigrische Präsidentengarde den demokratisch gewählten Präsidenten Mohamed Bazoum mit einem Putsch abgesetzt.
Der mutmassliche Verantwortliche, General Omar Tchiani, erklärte sich am Freitag zum De-facto-Präsidenten. Die neuen Machthaber wollen Paris nicht anerkennen. Den Putsch bezeichnete Macron als illegitim und gefährlich. Auch für Frankreich steht in dem westafrikanischen Staat einiges auf dem Spiel.
Frankreich war jahrelang in Westafrika im Einsatz
Die frühere Kolonialmacht Frankreich war in Westafrika jahrelang massiv im Einsatz gegen Islamistenmilizen: mit der Operation «Barkhane» zeitweise mit etwa 5000 Soldatinnen und Soldaten. Ein Schwerpunkt war dabei Mali.
Mit dem Ende des Einsatzes nach erheblichen Reibereien mit der Militärregierung in Bamako verlegte Paris Soldaten in den Niger. Dort und im benachbarten Tschad sind derzeit etwa 2500 französische Streitkräfte stationiert.
Wenige Monate nach Mali forderten auch die aus einem Putsch hervorgegangenen Machthaber in Burkina Faso den Abzug französischer Truppen. Der Niger wurde zu einem der letzten lokalen Partner Frankreichs im Anti-Terror-Kampf im Sahel. Ende 2022 hatte auch die EU eine Militärmission im Niger beschlossen, um Terrorismus in der Region zu bekämpfen. Wie es damit weitergeht, ist unklar.
Die Sahel-Zone zieht sich vom Senegal im Westen bis nach Dschibuti im Osten. Sie leidet seit Jahren unter einer sich ständig verschlechternden Sicherheitslage. Viele Milizen, die zum Teil dem Islamischen Staat (IS) oder der Terrororganisation Al-Kaida die Treue geschworen haben, verüben regelmässig Anschläge.
Rückzüge waren herbe Rückschläge
Die Rückzüge aus Mali und Burkina Faso nach den dortigen Staatsstreichen waren für Frankreich herbe Rückschläge in ihrer Sahelpolitik. «Nach und nach endet für Frankreich eine historische Phase, eine postkoloniale Phase der militärischen Präsenz.» Das analysierte der Journalist mit Afrikaschwerpunkt, Antoine Glaser, im Sender France Info.
«Von Mauretanien bis zum Sudan haben die Dschihadisten es geschafft, die westlichen Kräfte zu vertreiben.» Der Putsch in Niamey nähre den Gedanken, Frankreichs Strategie in der Region sei gescheitert, kommentierte die Zeitung «Libération».
Ein weiteres Zurückdrängen Frankreichs in der Region dürfte in Paris auch Ängste vor einer wachsenden russischen Einflussnahme in der Sahelzone schüren. Die militärischen Übergangsregierungen in Mali und Burkina Faso orientierten sich nach den Putschen in ihren Ländern Richtung Moskau.