Boris Johnson tritt zurück – und wird bei Rede ausgebuht
Das Wichtigste in Kürze
- Am Donnerstag treten weitere Kabinettsmitglieder von Boris Johnson zurück.
- Viele fordern den britischen Premier zum Rücktritt auf.
- Jetzt ist er dieser Forderung nachgekommen.
Jetzt ist es offiziell: Boris Johnson tritt als Parteichef der Konservativen zurück. Er will vorerst als Premierminister weitermachen, bis das Amt neu besetzt ist.
«Ich bin traurig, den besten Job der Welt aufgeben zu müssen», erklärt Johnson. Aber sein Rücktritt sei «klar der Wille der Fraktion». Bei seiner Rede in der Downing Street waren im Hintergrund auch Buhrufe zu hören. Einige Zuhörer sangen ebenfalls «Byebye Boris».
Reue zeigte Johnson nicht. Stattdessen kritisierte er in seiner gut sechsminütigen Stellungnahme die Rücktrittsforderungen seiner Partei als «exzentrisch». Er habe zugestimmt, dass der Auswahlprozess für einen neuen Parteichef nun beginnen solle.
Johnson betonte zugleich, er habe noch versucht, seine Partei von seinem Verbleib zu überzeugen. «Ich bedauere, dass ich keinen Erfolg hatte mit diesen Argumenten, und natürlich ist es schmerzhaft, so viele Ideen und Projekte nicht selbst vollenden zu können», sagte er.
Zuvor hatten britische Medien bereits angekündigt, Premier Boris Johnson werde sein Amt als Chef der Konservativen noch heute aufgeben. Im Herbst soll es laut BBC einen neuen Premierminister geben.
Boris Johnson ist zurückgetreten. Richtiger Entscheid?
Unmittelbar vor seinem erwarteten Rücktritt als Chef der Konservativen Partei ernannt der britische Premierminister Boris Johnson neue Kabinettsmitglieder.
Britische Journalisten berichteten von zahlreichen konservativen Abgeordneten, die sich für eine unmittelbare Ablösung Johnsons an der Spitze der Regierung aussprechen.
Minister treten reihenweise zurück
Der Druck auf den britischen Premierminister Boris Johnson, sein Amt niederzulegen, war zuletzt weiter gewachsen. Am Donnerstag trat mit Nordirland-Minister Brandon Lewis bereits das vierte Kabinettsmitglied von seinem Posten zurück. Einen weiteren Minister hatte Johnson entlassen.
Die Rücktritts-Serie in der britischen Regierung setzt sich fort: Am Donnerstagmorgen legte James Cartlidge sein Amt als Justizminister nieder. Somit war er das 53. Mitglied der Regierung, das zurücktritt, wie die BBC berichtet. Auch der Technologie-Minister Chris Philp ist zurückgetreten, ebenso wie Rentenminister Guy Opperman und Wissenschaftsminister George Freeman.
Auch der neue Finanzminister Nadhim Zahawi wandte sich an den Premierminister: «Sie wissen in Ihrem Herzen, was das Richtige zu tun wäre. Sie müssen gehen», schreibt er auf Twitter.
Auch Bildungsministerin Michelle Donelan trat zurück – nachdem sie erst am Dienstag das Amt übernahm.
Zuvor waren bereits Rishi Sunak vom Amt des Finanzministers, Sajid Javid vom Posten des Gesundheitsministers und Simon Hart als Minister für Wales abgetreten.
Zudem hatten mehr als 40 konservative Abgeordnete ihre Ämter in der Regierung oder Tory-Fraktion niedergelegt. Chefjustiziarin Suella Braverman legte Johnson am Mittwochabend im Live-Fernsehen den Rücktritt nahe und brachte sich selbst als Nachfolgerin ins Spiel.
Johnson erntet Kritik aus eigenen Reihen
Lewis, der als ultra-loyal zu Johnson galt, hatte sich laut Medienberichten hinter eine Delegation von Kabinettsmitgliedern gestellt, die Johnson am Mittwochabend zum Rücktritt aufgefordert hatten. Der Premier hatte dies abgelehnt.
Unter den Johnson-Kritikern soll unter anderem der erst am Dienstag auf seinen Posten berufene Finanzminister Nadhim Zahawi gewesen sein. Ebenfalls zu der Delegation soll Verkehrsminister Grant Shapps gehört haben. Gegen Johnson gestellt haben sollen sich auch die bislang ultra-loyale Innenministerin Priti Patel, Wirtschaftsminister Kwasi Kwarteng sowie Bau- und Wohnungsminister Michael Gove. Gove wurde am Mittwochabend entlassen.