Rüpel-Sprache von Boris Johnson wird stark diskutiert
Das Wichtigste in Kürze
- Die Sprache des britischen Premiers sorgt für Bedenken.
- Mehrere Parlamentarier sorgen sich wegen einer möglichen Eskalation.
- Premier Johnson müsse seine Sprache zügeln, meinen sie.
Nach einer Pause sitzt das britischen Parlament seit Mittwoch wieder zusammen. Doch der Dialog – eigentlich eine Chance für Konsens – kommt nicht bei allen gut an. Verschiedene britische Parlamentarier machen sich wegen der Sprache des britischen Premierministers Boris Johnson Sorgen.
Seine Sprache würde zur gesellschaftlichen Verrohung beitragen, sagte die Tochter der Labour-Abgeordneten Yvette Cooper gegenüber der «Daily Mail». Cooper ist ehemalige Ministerin des Department for Work and Pensions. Ellie Cooper bittet Johnson mit dem Gebrauch von «aggressiver und entzündlicher» Sprache aufzuhören.
Die 20-jährige Cooper erzählte der britischen Zeitung, ihr Haus sei aufgrund der zunehmenden Drohungen mit Panikknöpfen ausgestattet. Früher sei dies nicht einmal ansatzweise denkbar gewesen.
Boris Johnson wird Kriegsrhetorik vorgeworfen
Cooper verweist mit Sorge auf den Fall Jo Cox. Cox, ebenfalls Labour-Mitglied, wurde von einem rechtsradikalen Briten kurz vor der Brexit-Abstimmung 2016 ermordet. Cooper sei besorgt, dass ihre Mutter dasselbe Schicksal wie Cox erfahre. Genau wegen einer Bemerkung über Cox sorgte Johnson diese Woche bereits für Empörung.
Am Mittwoch sagte der Premier, der beste Weg um Cox zu ehren, «wäre, denke ich, den Brexit durchzuziehen». Das sorgte parteiübergreifend für Kritik. Selbst Brexit-Hardliner Jacob Rees-Mogg – ein treuer Johnson-Anhänger – betonte, jeder habe «die Verantwortung, mit unserer Sprache sanft umzugehen».
Der Chef der oppositionellen Labour-Partei, Jeremy Corbyn, beschuldigte Boris Johnson ebenfalls. Er verwende eine Sprache, die nicht von der der extremen Rechten zu unterscheiden sei.
Auch Grossbritanniens ranghöchster EU-Beamter Julian King kritisierte in einem für ihn ungewöhnlichen Ton die Aussagen Johnsons als «krass und gefährlich». Boris Johnson bemühe sich um eine Art Kriegsrhetorik, obwohl man im Frieden sei, so der Tenor der Kritiker.
Massiv mehr Drohungen gegen Politiker
Auch andere Parlamentarier wie Paula Sherriff haben laut «Guardian» Johnson gebeten, seine Sprache zu zügeln. Die Politiker geraten zunehmend unter Druck, vielen brauchen heute Polizeischutz.
Von 2017 auf 2018 haben sich die von Parlamentarier gemeldeten Straftaten mehr als verdoppelt. Alleine im vergangenen Jahr waren es rund 340 Vorfälle.
Dazu kommen weitere 600 Vorfälle, die der Polizei gemeldet wurden und die Parlamentarier betreffen. Darunter fallen etwa Morddrohungen. Selbst Johnsons Schwester sagte über seine Sprache, sie sei «besonders geschmacklos».