Russische Behörden schliessen preisgekröntes Gulag-Museum in Moskau
Das preisgekrönte Gulag-Museum in Moskau wurde auf Anordnung russischer Behörden aus Sicherheitsgründen geschlossen.
Das preisgekrönte Gulag-Museum in Moskau ist auf Anordnung russischer Behörden geschlossen worden. «Die Entscheidung, die Aktivitäten des staatlichen Gulag-Museums vorübergehend einzustellen, wurde aus Sicherheitsgründen getroffen», teilte das Kulturamt der russischen Hauptstadt am Donnerstag der Nachrichtenagentur AFP mit. Bei Überprüfungen seien «Verstösse gegen den Brandschutz» entdeckt worden, die eine Gefahr für die Besucher darstellten, hiess es.
Die Leitung des Museums lehnte eine Stellungnahme ab. Laut AFP waren die Inhalte auf der Internetseite des Museums am Donnerstag nicht mehr zu erreichen. Ein Hinweis informierte lediglich über die Schliessung.
Die 2001 eröffneten Ausstellungsräume in Zentrum von Moskau sind den Opfern der Unterdrückung während der Sowjet-Zeit gewidmet. Sie beherbergen eine Dauerausstellung über die Geschichte der Gulags – der sowjetischen Arbeitslager – von 1918 bis 1956 sowie wechselnde Ausstellungen. Regelmässig finden dort Aufführungen, Konzerte und Vorträge statt.
Dokumentationszentrum zur Erinnerung an Stalinismus-Opfer
Das Museum beherbergt auch ein Dokumentationszentrum, das den Besuchern hilft, Informationen über ihre Familienmitglieder zu finden, die Opfer des Stalinismus wurden. 2021 war das Museum vom Europarat mit einem Preis ausgezeichnet worden. Die Einrichtung arbeite daran, «die Geschichte aufzudecken und die Erinnerung zu aktivieren, mit dem Ziel, die Widerstandsfähigkeit der Zivilgesellschaft und ihren Widerstand gegen politische Repression und Menschenrechtsverletzungen heute und in Zukunft zu stärken», hiess es damals.
Unter der Herrschaft von Josef Stalin waren Millionen von angeblichen Verrätern und Staatsfeinden in die Gulags geschickt worden. Viele von ihnen fanden dort den Tod. Seit Beginn seiner Amtszeit verurteilte Russlands Präsident Wladimir Putin zwar mehrfach die Exzesse des Stalinismus, die politische Linie des Kremls ist aber eher, diese zu verharmlosen.
In Geschichtsbüchern werden die Millionen von Opfern politischer Unterdrückung vernachlässigt, während Stalin als Held dargestellt wird. Das Gulag-Museum hatte im vergangenen Monat eine Veranstaltung organisiert, bei der einen Tag lang die Namen von Menschen verlesen wurden, die der Unterdrückung während der Sowjet-Zeit zum Opfer gefallen waren.