In Schottland ist die Branche entstanden, Adelstitel zu verkaufen. Für umgerechnet rund 38 Franken kann man sich ein Lord- oder Lady-Zertifikat kaufen.
Königin Elizabeth II. während der Schlüsselzeremonie in Schottland.
Königin Elizabeth II. während der Schlüsselzeremonie in Schottland. - dpa

Das Wichtigste in Kürze

  • Für 38 Franken kann man sich in Schottland einen Adelstitel als Lord oder Lady kaufen.
  • Man erhält dann ein Zertifikat für den Besitz eines Quadratfusses Land in den Highlands.
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Wie wärs mit einem schottischen Adelstitel? Wer Lord oder Lady werden möchte, muss weder einen Aristokraten heiraten, noch tief in die Tasche greifen: In Schottland ist eine Branche entstanden, die Adelstitel verkauft: Das Unternehmen Highland Titles hat – zumindest auf dem Papier – rund eine Viertelmillion Menschen von Australien über Kanada bis Russland in den Adelsstand erhoben. Auch die Firma Scottish Barony Titles hat noble Namenszusätze im Angebot.

Für umgerechnet gerade einmal 38 Franken kann sich bei Highland Titles jeder ein Zertifikat kaufen, das ihn zum Lord eines Quadratfusses (929 Quadratzentimeter) Land in den schottischen Highlands ernennt. Geschäftsführer Peter Bevis sagt, die Einnahmen kämen Naturschutzgebieten zugute. «Alle hier geniessen die Tatsache, dass sie «kleine Gutsherren» eines Quadratfusses sind», erzählt er. Illusionen machten sie sich dabei nicht: «Sie tun nicht so, als wären sie grosse Landbesitzer oder Rivalen der grossen Clanchefs in Schottland.»

Keine rechtliche Grundlage

Kritiker betonen allerdings, die Zertifikate hätten keine rechtliche Grundlage. Andy Wightman ist Experte für Landreformen und sagt: «In Schottland kann man von Rechts wegen keinen Quadratfuss Land besitzen.»

Doch viele Lords und Ladies von Highland Titles Gnaden betonen, der Titel sei sein Geld wert. Bei einem Treffen der Möchtegern-Aristokraten im westschottischen Glencoe im Juni sagt der 73-jährige Steven Scholte aus den Niederlanden: «Es ist ein Vergnügen, Teil einer Gemeinschaft netter Menschen zu sein, die eine bessere Welt schaffen wollen.» Victoria Zohner aus dem kanadischen Alberta schwärmt: «Dies ist ganz sicher keine Geldverschwendung. Einfach nur hierher zu kommen und die Tour zu machen war unglaublich.»

Auch örtliche Geschäftsleute sehen den Zustrom an Touristen, die «ihr» Land inspizieren wollen, positiv: «Sie bringen viel Umsatz in die Gegend», sagt David Cooper, Inhaber von Crafts & Things in Glencoe. «Wenn sie sich Lord oder Lady nennen wollen – das ist ihre Sache.»

Elizabeth Roads hat andere Erfahrungen gemacht. Sie wacht über das schottische Wappenregister Court of the Lord Lyon und erzählt, manche Inhaber einer Souvenir-Parzelle glaubten, sie seien wahrhaftig geadelt worden: «Wir hatten Leute, die angenommen haben, dass sie sich Lord nennen und ein Wappen bekommen können – das ist nicht der Fall. Man kann sich keine Lordschaft kaufen – es gibt keinen Rechtsstatus für einen Souvenir-Titel.»

Erwerb eines Baronats

Anders verhält es sich beim Erwerb eines Baronats: Diese Titel wurden ursprünglich von den schottischen Königen verliehen und waren verbunden mit riesigen Ländereien. Doch 2004 entkoppelte das schottische Parlament im Zuge einer Landreform den Titel vom Landbesitz – schliesslich gehörte die Hälfte des Landes weniger als 500 Menschen.

Brian Hamilton ist Teilhaber beim Unternehmen Scottish Barony Titles und hat aktuell zwei Baronate nahe Aberdeen und Dundee für je 96'000 Euro im Angebot. Das Baronat McDonald wurde nach seinen Angaben in den späten 90er Jahren verkauft – gefordert waren damals eine Million Pfund (heute 1,1 Millionen Euro). Zurzeit verhandelt Hamilton mit einem Käufer in China.

Den Wunsch nach einem Titel kann er nachvollziehen. «Warum kauft jemand einen Ferrari? Manche Leute wollen sich einfach gut fühlen. Manche wollen ihre Verbindung zu Schottland festigen, andere deuten an, dass es ihnen geschäftlich hilft - obwohl ich davon nicht überzeugt bin. Aber warum sollte ich sie davon abbringen?»

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