Tschernobyl

Selenskyj: Katastrophen wie die von Tschernobyl dürfen sich niemals wiederholen

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Ukraine,

Die Ukraine hat am Montag des verheerenden Atomunglücks von Tschernobyl vor 35 Jahren gedacht.

Angestellte des Atomkraftwerks Tschernobyl bei einer Gedenkveranstaltung
Angestellte des Atomkraftwerks Tschernobyl bei einer Gedenkveranstaltung - AFP

Das Wichtigste in Kürze

  • Schulze nennt die Risiken der Atomkraft «unbeherrschbar».

Präsident Wolodymyr Selenskyj sagte bei einem Besuch der Sicherheitszone, die in einem 30-Kilometer-Radius um den Unglücksreaktor gezogen wurde, «vergleichbare Katastrophen» müssten in Zukunft verhindert werden. Die Explosion von Tschernobyl habe «die Welt verändert», fügte Selenskyj hinzu.

Dutzende Menschen hatten sich schon in der Nacht zu Montag in der seit dem Unglück verlassenen Stadt Prypjat versammelt, um an die Opfer zu erinnern. Selenskyj sagte am Montag bei seinem Besuch in der Sicherheitszone, es müsse alles getan werden, um sicherzustellen, damit sich solche Katastrophen «niemals wiederholen».

Bundesumweltministerin Svenja Schulze (SPD) nahm den Jahrestag der Reaktorkatastrophe zum Anlass, ihre Ablehnung der Atomkraft zu unterstreichen. «Tschernobyl ist ein tragischer Beleg für alles, was gegen die Atomkraft spricht: Diese Technik ist unverzeihlich gegenüber menschlichen Fehlern, ihre Risiken sind unbeherrschbar, ihre Folgen weitreichend», erklärte Schulze am Montag.

Atomkraft sei «alles andere als nachhaltig», betonte die Ministerin. Die erneuerbaren Energien seien wesentlich günstiger und zugleich sicher und nachhaltig. «Die Atomkraft darf deshalb keine weitere EU-Förderung erhalten - das ist meine Position und die der gesamten Bundesregierung», unterstrich Schulze.

Ihren Handlungsauftrag beschrieb die Ministerin so: «Atomausstieg in Deutschland konsequent vollenden, Atomrisiken in Europa reduzieren, die nukleare Sicherheit weltweit erhöhen». Aus Tschernobyl zu lernen, bedeute, den Atomausstieg zum Abschluss zu bringen.

Schulze drückte zugleich den Opfern der Atomkatastrophe ihr Mitgefühl aus. Am 26. April 1986 war ein Sicherheitstest im Atomkraftwerk Tschernobyl hundert Kilometer nördlich von Kiew ausser Kontrolle geraten, woraufhin es in Reaktorblock 4 des Atomkraftwerks zu einer Kernschmelze kam. Es dauerte zehn Tage, bis die brennende Ruine gelöscht war. Durch das Unglück wurden grosse Mengen Radioaktivität freigesetzt, die weite Gebiete der damaligen Sowjetunion und Europas verstrahlten.

Es war die bisher grösste Katastrophe in der Geschichte der zivilen Nutzung der Atomenergie. Die Zahl der Todesfälle, die langfristig auf den Super-GAU zurückzuführen sind, ist umstritten: Mindestens 30 Menschen starben unmittelbar nach dem Unglück. Ein UN-Gutachten rechnete 2005 mit insgesamt bis zu 4000 Strahlentoten, Greenpeace ging ein Jahr später bereits von 100.000 Toten aus.

Schulze wies darauf hin, dass die Bergung und Entsorgung von Kernschmelze und anderen radioaktiven Abfällen in Tschernobyl noch angegangen werden müsse. «Dreieinhalb Jahrzehnte nach der Atomkatastrophe steht die Ukraine damit am Beginn der zweiten Mammutaufgabe», erklärte sie. «Das Bundesumweltministerium ist gerne bereit, die Ukraine dabei weiterhin mit seiner Expertise zu unterstützen.»

Bundesaussenminister Heiko Maas (SPD) schrieb angesichts des Jahrestages Die Zukunft liege in erneuerbaren Energien. Der Präsident des Bundesamts für die Sicherheit der nuklearen Entsorgung (BASE), Wolfram König, kritisierte die «aktuelle Diskussion zu einer Wiederbelebung der Atomkraft auf der EU-Ebene». Er wies darauf hin, dass es weltweit «noch immer kein Endlager für die gefährlichsten Hinterlassenschaften der Atomenergienutzung» gebe.

Indien hat unterdessen erst jüngst nach französischen Angaben einen Schritt zum Bau des grössten Atomkraftwerks der Welt gemacht: Der französische Kraftwerksbetreiber Electricité de France (EDF) erklärte am Freitag in Paris, er habe ein verbindliches Angebot zum Bau von sechs Druckwasserreaktoren neuen Typs für den Standort Jaitapur an der indischen Westküste abgegeben. Frankreich deckt weiter mehr als 70 Prozent seines Energiebedarfs durch Atomkraft.

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