Serbien muss nach zwei Amokläufen übers Waffengesetz
Serbien in Trauer: Innerhalb weniger Tage sterben bei zwei Amokläufen mehrere Menschen. Experten erwarten nun ein verschärftes Waffengesetz.
Das Wichtigste in Kürze
- Innerhalb einer Woche kommt es in Serbien zu zwei Amokläufen mit mehreren Toten.
- Kriminologe Dirk Baier erwartet, dass nun das Waffengesetz im Land verschärft wird.
- Denn der Druck auf die Politik nach den beiden Bluttaten wächst.
Gleich zwei Amokläufe erschüttern Serbien diese Woche: Am Mittwoch erschiesst ein dreizehnjähriger Bub in einer Schule neun Menschen. Zwei Tage später tötet ein 21-Jähriger mindestens acht Personen. Uros B. schoss aus einem fahrenden Auto und wurde acht Stunden nach der Tat bei seinem Onkel in der Stadt Kragujevac verhaftet.
Das Land steht unter Schock. Die aktuelle Situation sei «kollektiv traumatisierend», ordnet Dirk Baier gegenüber Nau.ch die Lage ein. «Zunächst überwiegen Trauer und Schock in der Bevölkerung», sagt der Experte für Kriminalprävention an der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften.
Dann komme die Wut: «Wut auf die Eltern der Täter, Wut aber auch auf die Politik, die das nicht verhindert hat.» Baier erwartet deshalb, dass das Waffengesetz in Serbien verschärft wird. «Es wächst ein Handlungsdruck auf die Politik, im Bereich der Waffengesetzgebung etwas zu ändern.»
In Serbien: Gefahr vor ähnlichen Taten steigt
Gemäss einer Studie von 2018 der Genfer Nichtregierungsorganisation «Small Arms Survey» finden sich in Serbien auf 100 Einwohner 39 Schusswaffen.
Damit rangiert das Land hinter den USA mit 120 Waffen pro 100 Einwohner und Jemen auf Platz drei. Zum Vergleich: Mit 28 Waffen im Privatbesitz pro 100 Einwohner liegt die Schweiz auf dem 16. Rang.
Bereits nach dem ersten Massaker vom Mittwoch hatte Serbien entschieden, die Waffenschein-Ausgabe für zwei Jahre auszusetzen. Wohl auch, weil die Gefahr von weiteren Bluttaten steigt. «Den Nachahmer-Effekt erleben wir tatsächlich häufig bei Amokläufen», erklärt Kriminologin Karoline Roshdi auf Anfrage von Nau.ch.
In den Tagen nach solchen Vorfällen bestehe somit ein erhöhtes Risiko für weitere Taten, so die Expertin. «Amokläufer identifizieren sich im Vorfeld häufig mit anderen Taten und Tätern.»
Um weitere ähnliche Taten zu verhindern, könne die Bevölkerung aktiv werden. «Gerade jetzt sollten Menschen in Serbien sehr achtsam sein», sagt Dirk Baier. Dies, indem sie auf ihre Mitmenschen eingehen und anderen zuhören. «Um zu verhindern, dass Nachahmungstaten geplant oder sogar durchgeführt werden», so der Experte.