So zündet Ösi-Kanzler Sebastian Kurz den Turbo noch vor der Schweiz
Nach fast siebenmonatigem Lockdown lockert Kanzler Sebastian Kurz die Corona-Massnahmen. Ein lang ersehnter Neustart für Beizen, Kinos, Fitnesscenter und Co.
Das Wichtigste in Kürze
- Kanzler Kurz setzt die schon längst angekündigte Öffnung in seinem Land durch.
- Der Lockdown wird für all jene, die einen Corona-Testnachweis haben, aufgehoben.
- Auch Touristen werden mit der Quarantäneaufhebung und gratis Testmöglichkeiten angelockt.
Mit grosser Freude haben heute Mittwoch die Restaurants in Österreich ihre ersten Gäste seit Langem wieder empfangen. Fast sieben Monate lang blieben Gastro, Sportstudios und Kulturstätten wie Theater und Kinos komplett geschlossen.
Während die Schweiz auf Ende Mai einen weiteren kleinen und vorsichtigen Schritt Richtung Öffnung machen will, macht unser östlicher Nachbar bereits jetzt einen grossen Schritt in Richtung Normalität. Bereits Mitte April hatte Bundeskanzler Sebastian Kurz die grosse Lockerung zum 19. Mai hin angekündigt. Damals war die Skepsis noch gross.
Doch: «Die Ausgangslage für die Öffnungen ist noch besser als erwartet», meinte Kanzler Sebastian Kurz am Montag. «Die Kurve der Corona-Infizierten zeigt steil nach unten, die Kurve der Geimpften steil nach oben.»
Deutlich tiefere Inzidenz als die Schweiz
Dies bestätigt der Vergleich mit der Schweiz. Während die Schweiz mit ähnlich viel Einwohnern heute über 1500 Neuansteckungen meldet, sind es in Österreich rund 900. Auch im Vergleich der 7-Tage-Inzidenz, welche in der Schweiz bei fast 90 Neuinfektionen liegt, ist Österreich mit fast 60 deutlich darunter.
Mit über 13 Prozent ist in Österreich die Impfquote der vollständig Geimpften etwa gleich hoch wie in der Schweiz. Jedoch liegt Österreich bei den Personen, die mindestens die Erstimpfungen erhalten haben, mit 34 Prozent klar vor der Schweiz (28 Prozent).
Nun dürfen Österreichs Beizen ab heute Gäste bereits auch in Innenräumen empfangen. Auch Veranstaltungen draussen mit bis zu 3000 Personen werden erlaubt – dies, wenn die Sitzplätze zugewiesen sind. In Innenbereichen sind sitzend 1500 Personen erlaubt, stehend nur 50.
Jedoch muss jeder nachweisen können, dass er entweder geimpft, von einer Corona-Erkrankung genesen oder negativ auf das Coronavirus getestet worden ist (3-G-Regel).
Und einen weiteren Wermutstropfen gibt es: Sowohl für Veranstaltungen als auch die Gastronomie gibt es eine Sperrstunde um 22 Uhr. Heisst: Nachtclubs bleiben weiterhin zugesperrt.
Für Sebastian Kurz möglich dank testen, testen, testen
Da längst nicht alle, die eine Impfung wollen, geimpft sind, wird bei den Österreichern fleissig getestet. Und da machen es die Ösis den Schweizern vor. Während das BAG in der Schweiz insgesamt 7,4 Millionen durchgeführte PCR-Tests und Antigen-Schnelltests gemeldet hat, sind es in Österreich über 37 Millionen durchgeführte Tests.
Und nun soll die Test-Kadenz weiter erhöht werden. Für den Restaurant-, Konzert- oder Kinobesuch sollen auch bereits negative Selbsttests gültig sein. Diese können zu Hause durchgeführt und dann auf einer Plattform registriert werden. Sie gelten dann für 24 Stunden.
Antigen-Tests in Teststrassen und Apotheken gelten für deren 48 Stunden und PCR-Tests für 72 Stunden.
Möglich sind auch Selbsttests vor Ort. Diese gewähren den einmaligen Zutritt zu den Restaurants und Co. «Wir wollen, dass Testen schnell, niederschwellig und einfach möglich ist», erklärte die österreichische Gesundheitsdirektorin Katharina Reich dazu.
Gratis-Tests für ausländische Touristen
Auch für Touristen aus dem Ausland gilt die 3-G-Regel. Dafür entfällt für die meisten europäischen Länder die Quarantänepflicht – auch für die Schweiz. Um den Tourismus anzukurbeln, bietet das Land gratis Corona-Tests für ausländische Gäste. Diese sollen auch direkt im Hotel oder Gasthaus gemacht werden können.
Es ist wohl der strikten Einhaltung der langen und scharfen Corona-Massnahmen zu verdanken, dass sich die Zahlen in Österreich positiv entwickelt haben. Eine Entwicklung, die nicht nur Arbeitgeber, sondern auch Arbeitnehmer in Kurzarbeit und Arbeitslosen zugutekommt. «Wir gehen davon aus, dass 150'000 Personen wieder einer normalen Beschäftigung nachgehen können», erklärte Arbeitsminister Martin Kocher.
Doch damit ist die Corona-Krise auch in Österreich längst nicht passé. Dennoch ist Kanzler Sebastian Kurz zuversichtlich, dass «wir im Sommer wieder zur Normalität zurückkehren können».