So zwingt Wladimir Putin Staatsangestellte zur Wahl
Angestellte von russischen Staatsfirmen haben keine andere Wahl, als Wladimir Putin zu wählen. Screenshots sollen als Beweise dienen.
Das Wichtigste in Kürze
- Wladimir Putin strebt eine weitere Amtszeit als Präsident Russlands an.
- Damit er das auch erreicht, kontrolliert der Kremlchef die Staatsangestellten.
- So werden die Mitarbeitenden aufgefordert, im Büro zu wählen.
Kremlchef Wladimir Putin überlässt nichts dem Zufall. In Russland hat am Freitag die umstrittene Präsidentenwahl begonnen. Drei Tage haben die Wahlberechtigten nun Zeit, ihre Stimme abzugeben. Erste Ergebnisse werden am Sonntagabend erwartet, wobei das Resultat schon jetzt feststehen dürfte.
Denn Amtsinhaber Putin setzt alles daran, sich weitere sechs Jahre als Präsident von Russland zu sichern. So haben etwa staatliche Angestellte gar keine andere Wahl, als für den derzeitigen Kremlchef abzustimmen.
Wahl über staatliches Behördenportal
Julija, die Mitarbeiterin eines staatlichen Energiekonzerns, schildert gegenüber dem «Spiegel», dass sie und ihre Arbeitskollegen im Büro wählen müssen. Und zwar über ein staatliches Behördenportal. Danach müssen sie ihren Chefs Screenshots von der Wahl Putins zukommen lassen.
Sich dieser Vorschrift zu entziehen, dürfte kaum möglich sein. So seien Listen mit den aktuellen Telefonnummern der Mitarbeitenden erstellt worden, mit denen sie sich in das Portal einloggen. Julija glaubt, dass genau überprüft wird, wer sich wann eingeloggt hat und wer nicht.
Doch auch wer seine Stimme im Wahllokal abgibt, muss offenbar hoffen, dass sein Zettel nicht manipuliert wird. Denn laut der russischen Oppositionszeitung Sirena nutzen die Wahlbehörden eine Geheimtinte.
Sollte jemand auf dem Wahlzettel das Kreuz nicht bei Putin setzen, so kann die Tinte mit einem Feuerzeug weggebrannt werden. Das berichten verschiedene Quellen aus Kursk und Rostow am Don.
Wladimir Putin laut Prognosen mit 80 Prozent der Stimmen
Wladimir Putin ist in Russland seit fast einem Vierteljahrhundert an der Macht. Der 71-Jährige strebt bereits seine fünfte Amtszeit an. Und die dürfte dem Kremlchef auch sicher sein.
Staatliche russische Meinungsforscher haben Putin ein Rekordergebnis von mehr als 80 Prozent der Stimmen prognostiziert. Seine Mitbewerber gelten nicht nur als chancenlos, sondern unterstützen den Amtsinhaber sogar. Die Präsidentschaftswahl findet zudem unter Ausschluss der Opposition statt.
Dass der Urnengang von Manipulationsvorwürfen überschattet wird, scheint den Staatschef aber zu stören. Um der Abstimmung Glaubwürdigkeit zu verleihen, hat der Kreml deshalb eine Wahlbeteiligung von 70 Prozent gefordert. Wie das erreicht wird, kümmert Putin hingegen nicht.
Internationale Wahlbeobachter der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE), deren Kontrolle sonst als Standard gilt, sind nicht eingeladen.
Insgesamt sind rund 114 Millionen Menschen in Russland zum Urnengang aufgerufen. Auch in besetzten Gebieten der Ukraine wurden illegale Scheinabstimmungen angesetzt. Darunter in Donezk, Luhansk, Saporischschja, Cherson und auf der Halbinsel Krim.