SRF-Korrespondentin Luzia Tschirky über ihre Festnahme in Minsk
Am Sonntag fand sich die Schweizer Journalistin Luzia Tschirky für rund drei Stunden in Polizeigewahrsam. Nun spricht sie über ihre «unheimliche» Erfahrung.
Das Wichtigste in Kürze
- Journalistin Luzia Tschirky war in Minsk zwischenzeitlich verhaftet worden.
- Im Interview mit SRF berichtet sie über Details und die möglichen Gründe.
SRF-Korrespondentin Luzia Tschirky ist in der belarussischen Hauptstadt Minsk in Polizeigewahrsam genommen worden. Nach rund drei Stunden kam sie wieder frei.
«Ich war unterwegs, um mit einer Bekannten Kaffee zu trinken, als an einer Ampel ein Minibus anhielt», schreibt Tschirky kurz nach ihrer Freilassung auf Twitter. «Männer in Masken zogen uns in den Minibus ohne Erklärung.»
Ich bin vor wenigen Minuten hier aus der Polizeistation freigekommen. Ich war unterwegs um mit einer Bekannten Kaffee zu trinken, als an einer Ampel ein Minibus anhielt. Männer in Masken zogen uns in den Minibus ohne Erklärung. Meine Bekannte und ihr Mann hält man weiter fest. pic.twitter.com/NRRejrUiO8
— Luzia Tschirky (@LuziaTschirky) January 31, 2021
Im Interview mit dem Schweizer Radio und Fernsehen fügt Tschirky hinzu, dass sie sofort erklärt habe, dass sie Schweizerin sei und als Journalistin eine Akkreditierung besitze. Doch all das nützte nichts.
«Man sagte uns nicht, weshalb wir mitgenommen wurden, ob wir festgenommen sind oder wohin sie uns bringen würden», erklärt die Korrespondentin. Es hiess nur, man wolle die Identitäten überprüfen. Daraufhin habe sie immer wieder ihren Pass gezeigt, was die Männer wenig beeindruckte. «Es war sehr unheimlich, nicht zu wissen, was geschieht», gesteht Tschirky.
Genauer Grund für Festnahme weiterhin unklar
Wenig später mussten Tschirky und ihre Bekannten das Fahrzeug wechseln. Gemeinsam wurden sie auf eine Polizeistation gebracht. «Ich wollte mich dagegen wehren, aber man gab mir zu verstehen, dass das negative Konsequenzen haben würde.»
Vor Ort sei dann eine Frau vom Migrationsdienst gekommen. «Sie meinte, mir würde nichts geschehen», so die Journalistin. Daraufhin durfte sie die Polizeistation verlassen – nicht so ihre Bekannten.
Was genau hinter der Aktion steht, weiss Tschirky nicht. Aber: «Ich glaube, es war reine Willkür.»
SRF verurteilt vorübergehende Festnahme
Das Schweizer Fernsehen SRF kritisiert die mehrstündige Festnahme seiner Russland-Korrespondentin heftig.
«Wir sind befremdet, dass unsere Korrespondentin auf offener Strasse und ohne Grund verhaftet worden ist und verurteilen dieses Vorgehen der Behörden von Belarus aufs Schärfste», liess sich der Leiter der SRF-TV-Auslandredaktion, Reto Gerber, in einer Stellungnahme auf der SRF-Internetseite am Sonntag zitieren.
Man sei indes sehr erfreut, dass Tschirky nach einer Intervention durch die Schweizer Botschaft in Belarus wieder freigelassen worden sei. Luzia Tschirky ist seit Frühjahr 2019 Korrespondentin von Fernsehen SRF in Russland.
Schweizer Journalistin ist nach Festnahme in #Minsk wieder frei. Sie befindet sich in der Schweizer Botschaft. Ich bin erleichtert und danke allen, die sich für eine rasche Lösung eingesetzt haben.
— Ignazio Cassis (@ignaziocassis) January 31, 2021
Der Schweizer Aussenminister Ignazio Cassis wiederum zeigte sich erleichtert auf die Freilassung. «Ich bin erleichtert und danke allen, die sich für eine rasche Lösung eingesetzt haben», teilte Cassis im Kurznachrichtendienst Twitter mit.