Staatshilfe-Gespräche bei Lufthansa
Die Corona-Pandemie hinterlässt tiefe Spuren in der Luftfahrtbranche. Die Passagierzahlen sind auf ein Minimum gesunken. Viele Airlines schnüren Sparprogramme oder verhandeln gar über Staatshilfe. Auch in Deutschland.
Das Wichtigste in Kürze
- Die Verhandlungen über milliardenschwere Staatshilfe für die in der Corona-Krise schwer belastete Lufthansa dauern an.
In Regierungskreisen war von anhaltenden Gesprächen die Rede. Wie die Deutsche Presse-Agentur bereits erfahren hatte, geht es um ein Rettungspaket in Höhe von neun bis zehn Milliarden Euro.
Wie der «Spiegel» berichtete, soll gut die Hälfte davon - 5,5 Milliarden Euro - als stille Beteiligung fliessen. Dafür verlange der Bund eine direkte Beteiligung von 25,1 Prozent an dem Dax-Konzern sowie eine Garantiedividende von neun Prozent. Zudem solle die staatliche Förderbank KfW 3,5 Milliarden Euro bereitstellen. Die Regierung bürge dafür.
Das Finanzministerium teilte auf Anfrage mit: «Wie üblich äussern wir uns nicht zu einzelnen Unternehmen.» Die Lufthansa wollte den Bericht nicht kommentieren. Konzernchef Carsten Spohr hatte kürzlich vor einem zu grossen Staatseinfluss auf sein Unternehmen gewarnt. Man könne einen Konzern nur sehr schwer steuern, wenn mehrere Regierungen Einfluss auf operative Geschäftsaufgaben nehmen wollten, sagte Spohr der Wochenzeitung «Die Zeit». Anstelle des direkten Staatseinstiegs prüft die Lufthansa auch eine Insolvenz in Eigenverwaltung.
Kosten sparen könnte der Konzern bei den Gehältern. Die Piloten der Lufthansa bieten dem Unternehmen einen freiwilligen Gehaltsverzicht bis zum Sommer 2022. Voraussetzung ist laut einer Mitteilung vom Donnerstag der Verzicht auf die Insolvenz in Eigenverwaltung. Ein derartiges Schutzschirmverfahren erfülle die Anforderungen nicht, die Krise sozialpartnerschaftlich zu überwinden, teilte die Gewerkschaft Vereinigung Cockpit (VC) mit.
Das Angebot beinhalte für die mehr als 5000 aktiven Piloten im Konzerntarifvertrag ein um bis zu 45 Prozent abgesenktes Gehalt und habe ein Gesamtvolumen von 350 Millionen Euro. Enthalten sei auch eine weitere, kurzzeitig wirksame Absenkung des Kurzarbeitergeldes. Aktuell seien die Cockpitkosten mit Einverständnis der Gewerkschaft bereits um mehr als 50 Prozent abgesenkt.
Im Falle einer Insolvenz in Eigenverwaltung stünden Betriebsrenten und Übergangsvergütungen zur Disposition, weil der Konzern versuchen könnte, die Pensionsverpflichtungen loszuwerden. Auch könnten leichter Tarifverträge gekündigt und Beschäftigte entlassen werden. Lufthansa hat für den gesamten Konzern bislang von einem Personalüberhang von rund 10.000 Beschäftigten gesprochen, gleichzeitig aber das Ziel ausgegeben, möglichst viele Beschäftigte im Unternehmen halten zu wollen.
Aktuell fliegen die Lufthansa-Airlines wegen der Corona-Einschränkungen nur rund 1 Prozent des üblichen Programms. Trotz massiver Kurzarbeit laufen viele Fixkosten weiter, so dass das Unternehmen stündlich rund eine Million Euro Cash verliert und die Barreserven von mehr als 4 Milliarden Euro schmelzen. Belastend sind unter anderem Zinsen und ungünstige Kerosin-Verträge, die noch von einem viel höheren Ölpreis ausgegangen waren als dem aktuellen.
Die Luftfahrtbranche ist von der Corona-Pandemie schwer getroffen. Auch andere Airlines versuchen, etwa mit Sparprogrammen die Krise zu überwinden. Aber auch Jobs stehen auf der Kippe. So geht der irische Billigflieger Ryanair davon aus, wegen der Krise bis zu 3000 Stellen abzubauen. Die Airline werde im Juli mit einem Restrukturierungsprogramm beginnen, teilte Ryanair mit.
Betroffen von den Stellenstreichungen seien vor allem Piloten und Kabinenpersonal. Auch unbezahlter Zwangsurlaub, Gehaltskürzungen um bis zu 20 Prozent und die Schliessung von Standorten in ganz Europa seien zu erwarten, hiess es in der Mitteilung. Auch Mitarbeiter in der Führungsebene und in der Verwaltung müssten mit Jobverlust und Gehaltskürzungen rechnen. Ryanair-Geschäftsführer Michael O'Leary stimmte zu, für das gesamte Haushaltsjahr auf die Hälfte seines Gehalts zu verzichten.