Stoltenberg: Ukraine-Krieg geht in «kritische Phase»
Der Ukraine sei es gelungen, Territorium zurückzugewinnen, so der Nato-Generalsekretär. Gleichzeitig warnt Stoltenberg, dass angesichts der Energiekrise das internationale Engagement nachlassen könnte.
Das Wichtigste in Kürze
- Der Krieg in der Ukraine geht nach Einschätzung von Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg in eine «kritische Phase».
Ukrainische Streitkräfte seien dank der Unterstützung aus Nato-Staaten zuletzt in der Lage gewesen, Moskaus Offensive im Donbass zu stoppen und Territorium zurückzuerobern, erklärte der Norweger in einer Pressekonferenz mit US-Aussenminister Antony Blinken.
Zugleich würden aber nun die Einheit und die Solidarität des Westens auf die Probe gestellt. Als Grund nannte Stoltenberg die Probleme bei der Energieversorgung und die steigenden Lebenshaltungskosten durch den russischen Krieg.
Nach Ansicht des Nato-Generalsekretärs ist es jetzt wichtig, dass diese Kriegsfolgen nicht zu einem nachlassenden Engagement für die Ukraine führen. «Der Preis, den wir zahlen, wird in Geld gemessen. Der Preis, den die Ukrainer zahlen, wird in Leben gemessen», sagte er. Zudem werde man einen noch viel höheren Preis zahlen, wenn Russland und andere autoritäre Regime merkten, dass Aggression belohnt werde.
Stoltenberg: Ukraine kann nicht aufhören zu kämpfen
«Wenn Russland aufhört zu kämpfen, wird es Frieden geben. Wenn die Ukraine aufhört zu kämpfen, wird sie als unabhängige Nation nicht mehr existieren», sagte Stoltenberg. Deshalb müsse man am bisherigen Kurs festhalten - «um der Ukraine und um unser selbst willen».
Unterdessen wollen die USA die Ukraine in eine starke diplomatische Verhandlungsposition bringen. «Wir sehen in diesem Moment keine Anzeichen von Russland, dass es bereit ist, eine solche Diplomatie ernsthaft zu betreiben. Aber wenn dieser Zeitpunkt kommt, muss die Ukraine in der bestmöglichen Position sein», sagte US-Aussenminister Antony Blinken in Brüssel nach einem Treffen mit Stoltenberg.
US-Aussenminister sieht Unterschiede bei Moral der Soldaten
Blinken lobte die ukrainische Offensive und Geländegewinne im Süden und Osten des Landes: «Sie steht noch am Anfang, macht aber nachweislich echte Fortschritte». Es sei aber noch zu früh zu sagen, wie sich die Lage entwickeln werde.
Blinken betonte jedoch, dass er grosse Unterschiede in der Moral der Soldaten aus der Ukraine und Russland sehe. Während die Ukrainer für ihre Freiheit kämpften, hätten viele russische Streitkräfte «keine Idee», warum sie in der Ukraine seien.