Taliban greifen dutzende afghanische Militärstützpunkte an
Das Wichtigste in Kürze
- Innerafghanische Verhandlungen stehen auf der Kippe.
Innerhalb eines Tages habe es 33 Angriffe in 16 der 34 Provinzen gegeben, erklärte ein Sprecher des afghanischen Innenministeriums am Dienstag im Kurzbotschaftendienst Twitter. Sechs Zivilisten kamen demnach dabei ums Leben, 14 weitere wurden verwundet. Auf gegnerischer Seite seien acht Menschen getötet und 15 weitere verletzt worden, erklärte der Sprecher.
In der südlichen Provinz Kandahar wurden nach Regierungsangaben zwei Soldaten getötet. Bei einem Angriff in der Provinz Logar nahe Kabul wurden fünf Sicherheitskräfte getötet, wie ein Sprecher der Provinzregierung der Nachrichtenagentur AFP sagte.
Am Montag hatten die Taliban nur zwei Tage nach der Unterzeichnung ihrer Vereinbarung mit den USA die Teil-Waffenruhe mit den afghanischen Streitkräften aufgekündigt. Washington und die Islamisten hatten am Wochenende ein historisches Abkommen unterzeichnet, das den Weg für einen dauerhaften Frieden in Afghanistan und für den US-Truppenabzug aus dem Land ebnen soll.
Laut dem Abkommen sollen die Regierung in Kabul und die Taliban am 10. März direkte Gespräche aufnehmen. Diese innerafghanischen Gespräche stehen nun wegen eines Streits um einen Gefangenenaustausch aber auf der Kippe. Vorgesehen ist, dass die Taliban bis zu 1000 Gefangene freilassen. Im Gegenzug soll die afghanische Regierung rund 5000 Taliban auf freien Fuss setzen. Präsident Ashraf Ghani hat sich jedoch geweigert, dem vor Beginn der Gespräche nachzukommen.
Vergangene Woche schickte die afghanische Regierung eine Delegation nach Katar, um «erste Kontakte» mit den Taliban aufzunehmen. Ein Sprecher der Miliz erklärte jedoch am Dienstag, die Taliban würden sich nur mit den Regierungsvertretern treffen, wenn diese zu Gesprächen über eine Freilassung der Gefangenen bereit seien.
Die Vereinbarung zwischen den USA und den Taliban sieht vor, dass die USA über die kommenden Monate ihre Truppenstärke in Afghanistan zunächst reduzieren; binnen 14 Monaten sollen dann alle US-Soldaten und ihre Nato-Verbündeten abziehen. Im Gegenzug sollen die Taliban dafür garantieren, dass sie das Terrornetzwerk Al-Kaida und die Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) bekämpfen sowie Friedensverhandlungen mit der afghanischen Regierung in Kabul beginnen.
Während die Befürworter in dem Abkommen einen entscheidenden ersten Schritt in Richtung Frieden sehen, befürchten viele Afghanen, dass es auf eine Kapitulation der USA hinausläuft, die letztlich die Rückkehr der Aufständischen an die Macht ermöglicht.