Tausende Algerier demonstrieren für «neue Revolution»

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Algerien,

65 Jahre nach Beginn des Unabhängigkeitskriegs in Algerien haben tausende Demonstranten am Freitag in Algier eine «neue Revolution» gefordert.

Demonstranten in Algier
Demonstranten in Algier - AFP

Das Wichtigste in Kürze

  • Massenproteste zum 65. Jahrestag des Beginns des Algerienkriegs.

Mit Parolen wie «Das Volk will seine Unabhängigkeit» zogen die Demonstranten am Freitag vor das Postamt im Zentrum der Hauptstadt. Zahlreiche Sicherheitskräfte waren im Einsatz, um die Demonstranten zurückzudrängen. Laut Augenzeugen gab es mehrere Festnahmen.

Die algerische Protestbewegung Hirak hatte in den Online-Netzwerken zu Protesten anlässlich des 65. Jahrestags des Beginns des Algerien-Krieges aufgerufen, der 1962 mit der Unabhängigkeit Algeriens von Frankreich endete. Zahlreiche Demonstranten verglichen die koloniale Unterdrückung mit der Situation der Algerier heute. «Die Geschichte wiederholt sich», war auf dem Plakat eines Demonstranten zu lesen. «Die 48 Provinzen erinnern in der Hauptstadt an den Beginn der glorreichen Befreiungsrevolution.»

«Wir haben Frankreich 1962 rausgeworfen, aber wir haben wegen dieser Regierung, die sich seither nicht geändert hat, nicht von der Freiheit profitiert», sagte der junge Demonstrant Hocine, der mit Freunden aus dem rund 60 Kilometer von der Hauptstadt entfernten Lakhdaria angereist war. «Wir wollen ein neues Algerien», sagte er.

Die algerischen Behörden versuchten, die Proteste einzudämmen. Die Metro in Algier blieb am Freitag geschlossen, sämtliche Züge in Richtung Hauptstadt wurden eingestellt. Bereits tags zuvor hatte die Polizei auf den Zufahrtsstrassen nach Algier Strassensperren errichtet. Protestteilnehmer aus anderen Landesteilen verbrachten die Nacht zum Teil schlafend am Strassenrand.

«Algier abzusperren wird nichts bringen, Frankreich hat es in der Vergangenheit getan, und es hat die Revolution nicht verhindert», schrieb ein Twitter-Nutzer.

Bereits seit mehreren Monaten gibt es in Algerien jeden Freitag Proteste gegen die Regierung. Zunächst richteten sich diese gegen den langjährigen Präsidenten Abdelaziz Bouteflika, der unter dem Druck der Massendemonstrationen Anfang April zurücktrat. Die Proteste ebbten seither jedoch nicht ab und richten sich inzwischen gegen die gesamte politische Führung.

Ungeachtet der Massenproteste soll in Algerien am 12. Dezember ein neuer Präsident gewählt werden. Die Demonstranten fordern, dass vor einem Wahlgang neue demokratische Institutionen geschaffen werden und die Präsidentschaftswahl ohne jede Beteiligung von Übergangspräsident Abdelkader Bensalah und Armeechef Ahmed Gaïd Salah abgehalten wird.

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