Theologe Hans Küng im Alter von 93 Jahren verstorben
Der Schweizer Theologe Hans Küng ist am Dienstag im Alter von 93 Jahren gestorben. Er gehört zu den bekanntesten Kritikern der Amtskirche.

Das Wichtigste in Kürze
- Hans Küng ist am Dienstag mit 93 Jahren verstorben.
- Der Schwizer Theologe ist demnach friedlich in seinem Haus eingeschlafen.
- Küng zählt zu den bekanntesten Kritikern der Amtskirche.
Der Schweizer Theologe Hans Küng ist tot. Der bekannte Kirchenkritiker starb am Dienstag im Alter von 93 Jahren in seinem Haus in Tübingen (D). Dies teilte die von ihm gegründete Stiftung Weltethos auf Facebook mit. Küng ist demnach friedlich eingeschlafen.
Küng zählte zu den bekanntesten Kritikern der Amtskirche. Seine Thesen zu den Themen Unfehlbarkeit, Kirche und Gott führten 1979 zum Entzug der kirchlichen Lehrbefugnis. Gleichzeitig erlangte er dadurch grosse Popularität.
Theologe Hans Küng verliert kirchliches Lehrerlaubnis
Küng wurde 1928 in Sursee LU geboren. Nach der Matur in Luzern studierte er an der Päpstlichen Universität Gregoriana in Rom. Später studierte er in Paris Philosophie und Theologie.
1954 erhielt Küng die Priesterweihe. Von 1957 bis 1959 war er an der Hofkirche in Luzern praktischer Seelsorger. 1960 wurde er an die Universität Tübingen berufen, wo er bis zu seiner Emeritierung 1996 tätig war. Als er 85 Jahre alt wurde, zog Küng sich weitgehend aus der Öffentlichkeit zurück.

Küng profilierte sich als kritischer Theologe. Er bezweifelte das Dogma der Unfehlbarkeit des Papstes in Glaubens- und Sittenfragen. Der damalige Papst Johannes Paul II entzog ihm 1979 deshalb die kirchliche Lehrerlaubnis.
«Ich lehre schon seit eh und je und bin als katholischer Theologe anerkannt. Ich brauche die römische Fahrerlaubnis nicht», sagte Küng später dazu.
Kritik an Amtskirche und Papst
Küng wurde durch seine Kritik an der Amtskirche und durch deren Abstrafung zum Idol der katholischen Reformbewegung. Er schrieb über 50 Bücher, darunter Bestseller wie «Ist die Kirche noch zu retten?» und «Jesus». Küng erreichte weltweit Millionen von Lesern.
Etiketten wie «Papstkritiker» hat dee Theologe Hans Küng nie besonders gemocht. «Kirchenkritiker ist kein Beruf. Ich bin nicht an Kritik interessiert. Aber wenn man dort so verbohrt an Positionen festhält, muss man halt immer wieder gleiches wiederholen», sagte er.

Küng scheute klare Worte nicht. Dem polnischen Papst Johannes Paul warf er vor, er habe ein autoritäres Lehramt ausgeübt. Zudem beschuldigte er ihn, Menschenrechte von Frauen und Theologen zu unterdrücken.
Der deutschen Papst Benedikt XVI. war in den sechziger Jahren ein Weggefährte Küngs. Dieser sagte über Benedikt, er habe sich in eine konservative Käseglocke zurückgezogen, die ihn von der Realität der Menschen trenne.
Für den aktuellen Papst Franziskus fand Theologe Hans Küng lobende Worte. Er lobte seine direkte Sprache, seinen antikurialen Lebensstil und seinen Appell an das Evangelium. Franziskus habe die Atmosphäre im höfisch-römischen System gründlich verändert. Dies schrieb Küng in seinem 2015 eerschienenen Buch «Sieben Päpste».
Die Stiftung Weltethos
Trotz aller Kritik nahm Küng die Kirche auch in Schutz. So warnte er angesichts von Missbrauchsskandalen vor Pauschalurteilen über Geistliche und die Kirche. Zahllose Seelsorger seien untadelig und setzten sich voll für ihre Gemeinden ein.

Das Lebenswerk von Theologe Hans Küng ist die Stiftung Weltethos, die er bis 2013 leitete. Sein Credo lautet: Epoche, die anders als jede frühere durch Weltpolitik, Welttechnologie, Weltwirtschaft und Weltzivilisation geprägt sei, bedürfe eines Weltethos.
Küng wurde für sein Schaffen mit vielen Ehrendoktoraten ausgezeichnet. Diese erhielt er hauptsächlich von Universitäten in den USA und in Grossbritannien.