Türkische Lira: Kurskollaps ist noch nicht beendet
Türkische Lira: Laut Experten ist die Währungskrise der noch nicht vorbei. Versuche, Erdogan von seiner Haltung in Zinsfragen umzustimmen, sind gescheitert.
Das Wichtigste in Kürze
- Die Währungskrise der türkischen Lira ist noch nicht überwunden.
- Erdogan beharrt weiterhin darauf, die Leitzinse niedrig zu halten.
- Versuche, ihn umzustimmen, seien laut Experten bisher gescheitert.
Türkische Lira im Sinkflug: Die aktuelle Währungskrise der Lira ist Experten zufolge noch nicht überwunden. Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan stehe mit seiner starren Haltung in Zinsfragen einer Lösung im Wege. Insidern zufolge sind bislang sämtliche Versuche, ihn umzustimmen, gescheitert.
«Einige Leute wollten ihn davon überzeugen, seine Politik zu ändern - ohne Erfolg». Das sagt ein hochrangiger Vertreter der Regierungspartei AKP. Der Präsident beharre dagegen darauf, die Leitzinsen trotz steigender Inflation und fallender Wechselkurse niedrig zu halten.
«In der Regierung herrscht die Einschätzung, dass sich bei einer Fortsetzung dieser Strategie für einige weitere Monate der Trend umkehre.» Das erläutert eine weitere mit der Angelegenheit vertraute Person. Widersprechende Meinungen würden ignoriert. Das Präsidialamt wollte sich zu diesem Thema nicht äussern.
Wirtschaftsexperten raten dagegen zu sofortigen Zinserhöhungen, um den freien Fall der Lira zu stoppen. Ansonsten werde sich der Anstieg der Teuerung weiter beschleunigen. Ausserdem drohe eine Pleitewelle bei Banken und Unternehmen.
Abwertungsspirale der Lira treibe immer mehr Türken in den US-Dollar
Gleichzeitig treibe die Abwertungsspirale immer mehr Türken in den US-Dollar, sagt Analyst Murat Unur von der Investmentbank Goldman Sachs. «Die aktuelle Wirtschaftspolitik ist nicht nachhaltig. Die Regierung zeigt aber eindeutig, dass sie niedrige Zinsen bevorzugt und an diesen festhält.
Und das selbst, wenn dies die türkische Lira unter signifikanten Druck setzt.» Bereits jetzt halten Türken mehr als die Hälfte ihrer Ersparnisse in harten Devisen. Der selbst ernannte «Zins-Hasser» Erdogan will die Zweifler eines besseren belehren: Um sich Einfluss auf die Geldpolitik zu sichern, hatte er in den vergangenen Monaten mehrfach die Führung der Zentralbank ausgetauscht.
Diese hatte dann vergangene Woche trotz einer Inflationsrate von fast 20 Prozent den Leitzins auf 15 von 16 Prozent gesenkt; was Analysten als «verrückten Schritt» werteten.
Erdogan treibt Schwächung der türkische Lira voran
Den Ausverkauf der Lira heizte Erdogan in den vergangenen Tagen weiter an. Er verteidigte die Zinssenkung und versprach einen Sieg im «wirtschaftlichen Unabhängigkeitskrieg» seines Landes.
Daraufhin stieg der Dollar am Dienstag zeitweise um knapp 19 Prozent auf ein Rekordhoch von 13,4913 Lira. Das ist der stärkste Anstieg seit 20 Jahren. Seit Jahresbeginn summiert sich das Plus der Weltleitwährung auf mehr als 60 Prozent.