Ukraine Krieg: Deshalb zündete ein Russe ein Mobilisierungsbüro an

Etienne Sticher
Etienne Sticher

Russland,

Ein junger Russe zündete im Ukraine-Krieg ein Rekrutierungsbüro an. Er habe damit Leben retten wollen.

Ukraine Krieg
Alexey Rozhkov zündete in Russland ein Rekrutierungsbüro an, um Leben zu retten. - Keystone, vkontakte

Das Wichtigste in Kürze

  • Im Ukraine-Krieg zündete ein junger Russe ein Rekrutierungsbüro an.
  • Damit habe er verhindern wollen, dass unwissende Rekruten in den Krieg müssten.
  • Er wurde auf Kaution freigelassen und flüchtete aus Russland.

Als Wladimir Putin die Teilmobilmachung im Ukraine-Krieg angekündigt hatte, kam es in Russland zu Protesten. Mehrere Rekrutierungsbüros wurden angezündet. Bereits im März, nur wenige Wochen nach Kriegs-Beginn, setzte Alexey Rozhkov eines der Büros ausserhalb Jekaterinburgs in Brand. Gegenüber dem unabhängigen russischen Nachrichtendienst «Mediazone» spricht er nun über seine Tat.

In der Nacht zündete er das Gebäude an, eine Wachfrau und Verkehrsbeamte konnte es schnell löschen. Die Polizei nahm den 24-jährigen Angestellten eines Elektronikgeschäfts in der Nähe des Tatorts fest. Laut Polizeiangaben versuchte Rozhkov zu fliehen und ergab sich erst, als mit Schüssen gedroht wurde. Noch im Polizeiauto gestand der Brandstifter die Tat.

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Russen protestieren in Moskau gegen die Teilmobilmachung. - Keystone

Er habe nicht akzeptieren wollen, dass unwissende Wehrpflichtige in den Ukraine-Krieg geschickt würden: «Meine Altersgenossen sterben in der Ukraine wie Kanonenfutter, und niemand schert sich darum.» Er glaube, dass er mit der Brandstiftung «Menschen vor dem sicheren Tod bewahrt» habe.

Die russische Justiz betrachtete die Brandstiftung aber nicht als gute Tat und steckte ihn in Untersuchungshaft. Alexey Rozhkov wurde am Anfang versuchter Mord vorgeworfen, da eine Wachfrau zum Tatzeitpunkt im Rekrutierungsbüro gewesen ist. Der Brandstifter aber glaubt, dass dies bloss erfunden worden sei.

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Russen warten während des Ukraine-Kriegs in einem Rekrutierungsbüro. - Keystone

Nach einem halben Jahr wurde die Anklage auf versuchte Brandstiftung reduziert, der 24-Jährige kam gegen Kaution aus der Untersuchungshaft. Im Nachhinein spricht er gut über den Ermittler, der seinen Fall bearbeitet hatte: «Er ist ein ziemlich humaner Mensch und wollte von Anfang an, dass ich nicht ins Gefängnis komme.» Er habe nur sechs Monaten im Untersuchungsgefängnis verbracht, damit er verstehe, wie es sei, mutmasst Rozhkov.

Ukraine-Krieg: Brandstifter ist aus Russland geflohen

Die versuchte Brandstiftung gab er anschliessend zu und entschuldigte sich dafür – auf Druck der Eltern und der Anwältin. «Ich glaube natürlich nicht, dass meine Tat richtig war, da die Wachfrau hätte verletzt werden können. Aber ich glaube trotzdem nicht, dass ich etwas Schlimmes getan habe.»

Rozhkov hat mittlerweile einen Gerichtstermin bekommen, ist aber aus Russland geflohen. Denn sein Fall würde weitere Ermittlungen nach sich ziehen, ist er sich sicher. «Ich würde wegen einer schweren Straftat, wie etwa Terrorismus, verurteilt werden. Das wäre unvermeidlich», sagt Rozhkov.

Verfolgen Sie die Geschehnisse in der Ukraine?

Erst vor wenigen Tagen hat Russlands Unterhaus ein neues Gesetz verabschiedet. Dieses sieht härtere Strafen und bis lebenslange Haft für «Saboteure» vor. Die Duma erklärte, dass damit das Land besser vor «Terror- und Sabotagegefahren» geschützt werden soll.

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