Ukraine-Krieg: Dutzende Zivilisten bei Bahnhof von Rakete getötet

In der ukrainischen Stadt Kramatorsk sind an einem Bahnhof Raketen eingeschlagen. Es gibt Dutzende tote Zivilisten.

Rettungskräfte Kramatorsk
Rettungskräfte beim Bahnhof in der ukrainischen Stadt Kramatorsk. - Telegram

Das Wichtigste in Kürze

  • Raketen haben einen Bahnhof in der ukrainischen Stadt Kramatorsk getroffen.
  • Dabei wurden mindestens 50 Menschen getötet und eine Vielzahl verletzt.

Bei dem Angriff auf den Bahnhof im ostukrainischen Kramatorsk sind nach Angaben des ukrainischen Geheimdiensts SBU mindestens 50 Menschen getötet worden. Bei den Opfern handle es sich um 45 Erwachsene und 5 Kinder, teilte der SBU heute Freitag mit.

Bei dem Angriff auf den Bahnhof der Stadt seien zudem 98 Menschen verletzt worden, davon 16 Kinder. Etwa 4000 Menschen hätten sich am Bahnhof aufgehalten, sagte Bürgermeister Olexander Hontscharenko.

Raketentrümmer
Die Raketentrümmer mit der Aufschrift «Für unsere Kinder». - AFP

Vor dem Bahnhofsgebäude standen ausgebrannte Autos, am Eingang und in der Bahnhofshalle waren Blutlachen und verkohlte Sitzbänke zu sehen. Auf dem Bahnhofsvorplatz lagen die Überreste einer Rakete mit der russischen Aufschrift «Für unsere Kinder». Der Platz war mit verlassenen Gepäckstücken, Scherben und Splittern übersät.

Selenskyj verurteilt Angriff

Nach Angaben von Gouverneur Pawlo Kyrylenko warteten Tausende Menschen in Kramatorsk auf ihre Evakuierung. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj bezeichnete Russland in einer ersten Reaktion als «das grenzenlose Böse».

Das russische Militär habe einen ganz gewöhnlichen Bahnhof angegriffen, sagte Selenskyj zu Beginn einer Videoansprache vor dem finnischen Parlament.

Ukraine Krieg
Ein Mann umarmt eine Frau, nachdem der Bahnhof von Kramatorsk von russischen Streitkräften attackiert wurde. - Keystone

Menschen hätten an dem Bahnhof auf Züge gewartet, um von diesem in sichere Gebiete evakuiert zu werden. «Das ist nur ein gewöhnlicher Bahnhof, nur eine normale Stadt im Osten der Ukraine», sagte Selenskyj. Der Angriff zeige, was Russland unter Schutz der Donbass-Region und der russischsprachigen Bevölkerung verstehe. «Das ist der 44. Tag unserer Realität», sagte Selenskyj.

Kramatorsk liegt in dem Teil des umkämpften ostukrainischen Gebiets Donezk, der von der Ukraine kontrolliert wird. Prorussische Separatisten erheben Anspruch auf das gesamte Verwaltungsgebiet. Die Menschen, die Koffer und Taschen bei sich hatten, wollten aus Angst vor Angriffen die Stadt verlassen.

Evakuierung im Gange

Laut Eisenbahnchef Kamischyn schlugen zwei Raketen ein. Die ukrainische Seite gab russischen Truppen die Schuld. Kyrylenko warf Russland vor, absichtlich auf Zivilisten gezielt zu haben. «Sie wollten so viele friedliche Menschen wie möglich als Geiseln nehmen, sie wollten alles Ukrainische zerstören», schrieb er bei Telegram.

Kramatorsk
Der Bahnhof von Kramatorsk am Dienstag. - AFP/Archiv

Die ukrainische Führung hatte die Menschen in der Ostukraine zuvor aufgerufen, sich in Sicherheit zu bringen und das Gebiet möglichst Richtung Westen zu verlassen. Russland hatte angekündigt, seine Angriffe auf die Region zu konzentrieren.

Kreml weist Verantwortung zurück

Der Kreml hat eine Verantwortung für den Angriff zurückgewiesen. «Unsere Streitkräfte nutzen diesen Raketentyp nicht», sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow russischen Agenturen zufolge.

Er bezog sich dabei auf den mutmasslich verwendeten Typ «Totschka-U». Militärexperten bezweifeln diese Darstellung. Die «Totschka-U» gelten als weniger zielgenau als Raketen vom Typ «Iskander», die Russland häufig eingesetzt hat.

«Ausserdem gab es keine Kampfeinsätze in Kramatorsk, und es waren heute auch keine geplant», sagte Peskow weiter. Die moskautreuen Separatisten gaben ukrainischen Einheiten die Schuld.

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