Ukraine-Krieg: Experten halten Raketen bei Staatsbesuch für Drohung
Während des westlichen Staatsbesuchs im Ukraine-Krieg wurde der Luftalarm zweimal ausgelöst. Wie gefährdet sind ausländische Politiker bei ihrem Kiew-Besuch?
Das Wichtigste in Kürze
- Beim Ukraine-Besuch vom Emmanuel Macron und Olaf Scholz wurde der Luftalarm ausgelöst.
- Zweimal folgte die Entwarnung, dass keine Raketen in Kiew landen würden.
- Zwei Experten sind sich sicher, dass es sich nur um eine Drohung Russlands gehandelt hat.
Am Donnerstag haben Bundeskanzler Olaf Scholz und Frankreichs Präsident Emmanuel Macron die Ukraine besucht. Zusammen mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj wurde unter anderem über einen möglichen EU-Beitritt diskutiert.
Kurz nach der Ankunft der beiden Regierungschefs wurde in der Hauptstadt Kiew der Luftalarm ausgelöst. Eine halbe Stunde nach dem ersten Aufheulen folgt die Entwarnung: Die Raketen auf Kiew blieben aus.
Die zweite Überraschung erlebten die Politiker am Nachmittag, als der Luftalarm erneut ertönte. Meist zeigen die Sirenen aber lediglich an, dass sich eine russische Rakete mit unbekanntem Ziel irgendwo im ukrainischen Luftraum befindet. Auch der zweite Alarm blieb gefahrenlos.
«Russland will im Ukraine-Krieg Präsenz markieren»
Dennoch scheinen westliche Besuche im Ukraine-Krieg nicht ganz risikolos. War es wirklich reiner Zufall, dass die Sirenen am Tag des wichtigen Staatsbesuchs gleich zweifach ausgelöst werden mussten?
«Natürlich nicht. Russland will seine Drohung gegenüber dem Westen und der Ukraine aufrechterhalten und Präsenz markieren», meint Russland-Experte Ulrich Schmid.
Mehr als eine Drohung seien diese Luftangriffe aber nicht, ist Sicherheitsexperte Albert A. Stahel überzeugt: «Putin wird wegen des Ukraine-Kriegs keine westlichen Staatschefs massakrieren. Auf die Einnahmen aus Europa will er nicht verzichten.»
Es ginge Putin einzig darum, weitere Waffenlieferungen aus Europa zu verhindern. Der Kreml beklagt sich nämlich seit langer Zeit darüber, dass die Ukraine mit westlichen Waffen «vollgepumpt» werde. «Mehr als heisse Luft ist dies aber nicht», so Stahel.
Dem pflichtet Schmid bei: «Es geht dem Kreml nicht so sehr um einen direkten Angriff auf westliche Staatslenker, sondern um eine Drohung.» Zudem wolle Putin zeigen, dass Kiew für russische Raketen trotz des militärischen Rückzugs immer noch erreichbar ist.