Ukraine Krieg: Hier soll Russland geklautes Getreide verschiffen
Im Ukraine-Krieg verhindert Russland den Export von Millionen Tonnen Getreide. Gleichzeitig gibt es immer mehr Beweise, dass gestohlenes Korn exportiert wird.
Das Wichtigste in Kürze
- Laut Uno befinden sich 18 Millionen Tonnen Getreide und Raps in ukrainischen Speichern.
- Gleichzeitig scheint Russland gestohlenes Getreide via Krim nach Syrien zu exportieren.
- Um dies zu verbergen, senden die Frachtschiffe mehrere Tage lang keine Positionsdaten.
Die Welt wartet dringend auf Getreide aus der Ukraine. Doch Russland blockiert die ukrainischen Häfen im Schwarzen Meer. Jene in Mariupol und Berdjansk stehen im Ukraine-Krieg bereits unter russischer Kontrolle.
Durch den Ukraine-Krieg hat sich die Lebensmittelkrise stark verschärft. Nach Angaben der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Uno befinden sich 18 Millionen Tonnen Getreide und Raps in den ukrainischen Speichern.
Gleichzeitig steht Russland schon länger im Verdacht, im Ukraine-Krieg ukrainisches Getreide zu stehlen und selbst zu verfrachten. Dieser Verdacht wird durch die Auswertung von Funkdaten, Satellitenbildern und Augenzeugenvideos nun weiter erhärtet.
Funksignale verschwinden jeweils
Bestes Beispiel dafür ist die «Matros Posynitsch», ein Frachtschiff mit einer Tragfähigkeit von über 28'000 Tonnen. Daten des Automatischen Identifikationssystems des Anbieters Jakota Cruise Systems zeigen nämlich, wie es am 1. Mai von der Krim in Richtung Süden ablegt. Der genaue Starthafen lässt sich nicht bestimmen.
Dann sendet es plötzlich für drei Tage keine Daten mehr, obwohl es für ein solch grosses Frachtschiff Pflicht wäre. Mit dem Senden von Positionsdaten sollen nämlich unter anderem Kollisionen vermieden werden. Doch die «Matros Posynitsch» wird am 2. Mai gesichtet: Und zwar am frühen Nachmittag am Bosporus, wie eine Videoaufnahme zeigt.
Am 5. Mai hört das Schiff erneut auf, Daten zu senden – diesmal für eine Woche. Letzte bekannte Position: irgendwo vor der Küste Syriens. Doch es entsteht ein Satellitenbild der US-Firma Planet Labs PBC, welches das Schiff in einem syrischen Hafen zeigt.
Mehrere Schiffe verkehren nach gleichem System
Der Frachter taucht anschliessend wieder vor der syrischen Küste auf. Nach der Durchfahrt am Bosporus verschwindet das Funksignal im Schwarzen Meer erneut. Nur drei Tage später macht ein Satellit des US-Unternehmens Maxar Technologies ein Bild vom Hafen der annektierten Krim-Stadt Sewastopol.
Dabei ist ein Frachter zu sehen, der gerade mit goldgelben Körnern beladen wird – offenbar gestohlenes ukrainisches Getreide. Dabei handelt es sich mit grosser Wahrscheinlichkeit um die «Matros Posynitsch». Zwei Tage später sendet das Schiff aus dem Schwarzen Meer wieder ein Signal. Seither fährt es mit gleichem Muster immer wieder dieselbe Route ab.
Laut dem «Spiegel» ist dieses Muster mit den Funksignal-Stopps mit ähnlichen Routen bei mindestens sechs weiteren Schiffen zu beobachten. Satellitenbilder von Planet Labs PBC vom Juni zeigen zudem, dass in Sewastopol fast täglich Schiffe mit Getreide beladen werden.