Ukraine-Krieg: In Russland werden Gebrauchsgüter knapp
Die Sanktionen im Ukraine-Krieg führen zu Engpässen bei Papier, Sperrholz und Benzin in Russland. Auch der Handy-Empfang ist beeinträchtigt.
Das Wichtigste in Kürze
- Die Sanktionen gegen Russland führen zu Engpässen im Land.
- Sie machen den Export von Benzin profitabler, für Russen steigen die Preise.
- Wegen fehlender Ausrüstung und Ersatzteile ist der Handy-Empfang beeinträchtigt.
Mit den Sanktionen will der Westen die russische Kriegswirtschaft wegen des Ukraine-Kriegs abbremsen. Zuletzt verzeichnete die russische Wirtschaft aber ein Wachstum. Spurlos gehen die Strafmassnahmen am Land dennoch nicht vorbei. Mehrere Medien berichten von Engpässen bei teils überraschenden Gütern.
Die regierungsnahe Zeitung «Iswestija» schreibt, dass der Treibstoff in russischen Städten im ganzen Land knapp und dadurch teurer sei. «An zahlreichen Tankstellen verschwinden einige Benzin- und Dieselsorten.» Vor allem für Landwirte sei dies «fatal», die Verfügbarkeit von Kraftstoff sei während der saisonalen Feldarbeit «von entscheidender Bedeutung».
Nun aber sei die Ernte und Aussaat von Wintergetreide in Gefahr, sagt der russische Agrarminister Dmitri Patruschew. Man müsse die Ernte stoppen, es sei ein Desaster, wird er von der staatlichen Nachrichtenagentur «Intermix» zitiert.
Doch wie kann Russland, ein Öl-Exporteur, einen Treibstoff-Mangel haben? Öl-Analyst Michail Krutichin erklärt es gegenüber «Novaya Gazeta» mit den Sanktionen. Denn diese würden Anreize für die Öl-Firmen schaffen, möglichst viel zu exportieren, da es profitabler sei. Agrarminister Dmitri Patruschew fordert deswegen einen temporären Export-Stopp für Öl und Benzin.
Zudem kommt es laut «Iswestija» auch zu Lieferverzögerungen auf den Schienen. Wegen der Sanktionen müssten die Lieferketten teils neu aufgebaut werden.
Russen haben schlechteren Mobilfunkempfang
Ein weiterer Punkt, in dem russische Bürger die Sanktionen im Alltag spüren, ist auf dem Handy. So wird von schlechterem Mobilfunkempfang berichtet. Der Grund: Es mangelt an Ersatzteile für die Mobilfunktürme.
Die Betreiber seien gezwungen, unter einem «noch nie dagewesenen Mangel an Ausrüstung» zu arbeiten. Dies sagen Analysten gegenüber der kremltreuen Zeitung «Kommersant». Die verfügbare inländische Ausrüstung entspreche nicht den Anforderungen.
Bereits im Dezember sprachen hochrangige russische Telekom-Mitarbeiter gegenüber Reuters über mögliche Folgen der Sanktionen. Sie sagten langsamere Downloads und Uploads voraus. Zudem werde es möglicherweise mehr Ausfälle, abgebrochene und nicht verbundene Anrufe geben, warnten sie damals.
Ukraine-Krieg: Sanktionen führen zu Papier- und Sperrholz-Engpass
Auch Verlage und Zeitungen sind betroffen. So berichtet Sergei Moseew, der Präsident des Zeitschriftenverleger-Verbandes, gegenüber dem Sender «360 TV», dass es einen Papier-Engpass gebe. Die Druckereien hätten auf inländisches Papier umsteigen müssen.
Neben Papier mangle es auch an Tinte und Ersatzteilen für die Ausrüstung. Die Preise für Druckzubehör seien zudem gestiegen. Der Papierengpass ist gemäss Moseew aber kein «katastrophales Defizit».
Zudem spürt auch die holzverarbeitende Industrie die Sanktionen wegen des Ukraine-Kriegs, denn Sperrholz wird knapp. Grund dafür ist ein Mangel an Phenol-Formaldehyd-Harz, das für die Sperrholz-Herstellung notwendig ist. Laut «Kommersant» fordern die Unternehmen die Regierung auf, die Ausfuhr des Stoffes zu begrenzen.
Die Sanktionen wegen des Ukraine-Kriegs betreffen also zunehmend auch die russischen Bürger. Dass der Westen sie aber lockert, davon kann nicht ausgegangen werden. Erst am Donnerstag haben die USA 150 weitere Personen und Unternehmen auf ihre Sanktionsliste genommen.