Ukraine-Krieg: Menschen kehren zurück in befreite Gebiete

Carine Meier
Carine Meier

Ukraine,

Nach einem Vorstoss im Ukraine-Krieg haben sich die Russen aus vielen Dörfern zurückgezogen. Nun kehren die Menschen in ihre zerstörten Häuser zurück.

Ukraine-Krieg
Eine Ukrainerin steht in Prudyanka nahe der Grossstadt Charkiw in ihrem im Ukraine-Krieg zerstörten Haus. - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Mit einer Gegenoffensive konnte die Ukraine mehrere Dörfer im Osten befreien.
  • Menschen kehren in der Region Charkiw nun in ihre zerstörten Häuser zurück.
  • Die, die geblieben sind, erzählen von einer «erniedrigenden Zeit» unter den Russen.

Mit einer überraschenden Gegenoffensive konnte die Ukraine in den letzten Wochen zahlreiche Ortschaften im Osten befreien. In den Gebieten Cherson und Charkiw musste sich die russische Armee im Ukraine-Krieg zurückziehen und mehrere Dörfer aufgeben.

Nun, nach dem Vorstoss der ukrainischen Truppen, konnten Journalisten des «Guardian» die Region um Charkiw besuchen. Sie sprachen mit den Menschen, die zu ihren Häusern zurückkehrten – und mit denen, die geblieben sind.

Leben ohne Strom und Wasser

«Es war eine erniedrigende Zeit», erinnert sich Nikolai Vakula, der zusammen mit seiner Frau Zinaida monatelang unter russischer Besatzung lebte. «Die Russen brachen in leerstehende Häuser ein und nahmen alles mit.»

Er habe mit ihnen gesprochen, erzählt der 67-Jährige aus dem Dorf Tsupikwa, mit jungen Männern aus Tschetschenien und Sibirien. «Aber am schlimmsten waren die Soldaten der Volksrepubliken Luhansk und Donezk. Sie waren Schweine.»

Einer der Separatisten-Kämpfer habe ihn sogar ins Gesicht geschlagen. «Er sagte, jeder vierte Ukrainer sei ein Nazi».

Noch schwerer trafen ihn aber die Anrufe von Verwandten aus Russland. «Sie haben mich angerufen und sagten: ‹Haltet durch, wir kommen, um euch zu befreien.› Ich habe den Kontakt abgebrochen.»

Glauben Sie, dass der Ukraine-Krieg bald endet?

Die Befreiung des Gebiets im Ukraine-Krieg bedeutete eine grosse Erleichterung für das Ehepaar. «Als die ukrainische Flagge über dem Dorf gehisst wurde, habe ich den ganzen Tag geweint», erzählt Zinaida Vakula.

In fast sechs Monaten brachten die Russen nur zweimal humanitäre Hilfsgüter nach Tsupikwa. Das Ehepaar überlebte nur dank Vorräten aus der Zeit vor dem Ukraine-Krieg und kochte über einem offenen Feuer. Strom, fliessendes Wasser oder Mobilfunk gab es nicht.

Dorf im Ukraine-Krieg vollkommen zerstört

Im Nachbardorf Prudyanka begleitete der «Guardian» Anatoliy Federenko bei der Rückkehr zu seinem Haus. Im Juli war dieses von einer russischen Bombe getroffen worden – Überreste seiner Küche liegen noch immer in dem Krater. Die andere Hälfte des Gebäudes überlebte die Angriffe, inklusive mehrerer Obstbäume und einem Gartenbeet mit Kürbissen.

Prudyanka
Viele Häuser im Dorf Prudyanka wurden im Ukraine-Krieg von russischen Bomben zerstört. - keystone

Das gesamte Dorfzentrum von Prudyanka wurde durch Bomben dem Erdboden gleichgemacht. Diese trafen Häuser, Spielplätze und sogar ein sowjetisches Kriegsdenkmal.

Er kann Putin für die Zerstörung nicht vergeben, sagt Federenko. Claudia, eine verwitwete Verwandte des Ukrainers, fügt hinzu: «Ich hasse ihn. Das ist kein Krieg, das ist Terrorismus. Wir möchten einfach nur so leben, wie es uns gefällt.»

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