Ukraine-Krieg: «Nur die Armen sind an der Front»

Etienne Sticher
Etienne Sticher

Ukraine,

Ein Wehrdienstverweigerer klagt an, dass nur Arme im Ukraine-Krieg an der Front kämpfen müssten. Reiche seien geflohen oder würden sich freikaufen.

Ukraine Krieg
Ukrainische Soldaten harren in einem Schützengraben bei Bachmut aus. (Archivbild) - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Ein Ukrainer will nicht in den Krieg ziehen und versteckte sich vor Rekrutierern.
  • Nur Arme müssten an die Front, klagt er an, Reiche würden sich freikaufen.
  • Wegen Korruption wurden alle Leiter der Rekrutierungszentren entlassen.

Russland wird immer wieder kritisiert, nur arme Männer in den Ukraine-Krieg zu schicken. Doch nun gibt es diese Vorwürfe auch aus dem angegriffenen Land. Erhoben werden sie von einem anonymen Wehrdienstverweigerer, der mit «n-tv» gesprochen hat.

Viktor, wie der Mann genannt wird, will nicht kämpfen. Einer der Gründe ist die Angst: «An der Front kann man definitiv sterben», sagt er. Zudem habe er nie gedient, nie eine Ausbildung an der Waffe erhalten.

Ukraine Krieg
Für den Ukraine-Krieg rekrutiert das angegriffene Land unzählige Männer. Einige davon werden auch im Ausland ausgebildet. - keystone

Dennoch scheint die ukrainische Militärführung ihn in der Armee haben zu wollen: Rekrutierer seien bei seinem Arbeitsplatz aufgetaucht. Er habe befürchtet, dass sie ihm den Einberufungsbefehl gäbe oder ihn gleich mitnähmen. Deshalb sei der geflohen, habe sich vor ihnen versteckt und eingeschlossen. Seither hat er ein mulmiges Gefühl, wenn er zur Arbeit geht.

Viktor klagt auch an: «Nur die armen Ukrainer sind an der Front.» Die reichen seien geflohen oder würden sich freikaufen.

Ukraine-Krieg: Korruptionsskandal in Rekrutierungszentren

Dass sich viele Ukrainer mit Geld vom Wehrdienst im Ukraine-Krieg befreien, ist eine Tatsache. Ein Korruptionsskandal hatte kürzlich die Rekrutierungszentren erschüttert. Mit Schmiergeldzahlungen haben sich viele Männer ausmustern oder vom Militärdienst befreien lassen.

Präsident Selenskyj entliess deswegen alle Leiter der regionalen Rekrutierungszentren. Er sprach sich auch dafür aus, Korruption mit Landesverrat gleichzusetzen – zur Abschreckung.

Selenskyj
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj will Korruption wie Verrat bestrafen. - ---/Pool Ukrainian Presidentia/Planet Pix via ZUMA Press Wire/dpa

Doch nicht alle Ukrainer denken wie Viktor: Dmytro beispielsweise trat erst kürzlich der Führungsakademie des Militärs bei. Der erst 17-Jährige begründet dies damit, dass er dienen wolle. «Denn wenn wir unser Land nicht beschützen, wird es niemand tun.»

Glauben Sie, dass der Ukraine-Krieg noch dieses Jahr beendet wird?

Zu Wehrdienstverweigerern wie Viktor hat Dmytro eine klare Meinung: «Wer wegrennt und keine Leidenschaft für die Ukraine empfindet, verdient es nicht, in unserem Land zu leben.»

Kommentare

User #2891 (nicht angemeldet)

#6192 … und Schweizer haben Erfahrungen als Söldner gab schon immer gutes Geld

User #6192 (nicht angemeldet)

Die armen Schweizer musten sich über hunderte Jahre gegen Grossmachtträumer Kriegsverbrecher und Massenmörder wehren, und haben bis heute nicht aufgegeben. Macht weiter so Freiheit ist nicht für nichts zu haben.

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