Ukraine Krieg: Putin holt bereits die ersten Reservisten
Russland hat mit der Einberufung der Reservisten für den Ukraine-Krieg begonnen. Viele von ihnen scheinen aus dem ärmeren Osten des Landes zu kommen.
Das Wichtigste in Kürze
- Erste Russen werden bereits einberufen und mit Bussen in Ausbildungscamps gebracht.
- Sie stammen vornehmlich aus dem ärmeren, von nationalen Minderheiten bewohnten Osten.
- Unklar ist, wie viele Männer Russland einberufen darf.
Kurz nachdem Wladimir Putin die Teilmobilmachung bekannt gegeben hatte, kam es in Russland zu Protesten. Weit über 1000 Personen wurden dabei festgenommen. Davon lässt sich der Kremlchef aber nicht beirren: Bereits am Tag darauf tauchten in den sozialen Medien Bilder und Videos auf, die zeigen, wie Männer einberufen werden.
In mehreren Städten standen Busse für die neuen Soldaten bereit. Zuerst geht es für sie in ein Ausbildungslager. Dort können sie unter Umständen mehrere Monate lang bleiben, anschliessend müssen sie in den Ukraine-Krieg.
Die Einberufungs-Behörden gehen wenig zimperlich vor: Gemäss Berichten wurden in der ostrussischen Stadt Ulan-Ude junge Studierende direkt aus den Vorlesungssälen abgeholt. Festgenommene Demonstrierende erhielten ebenso einen Einberufungsbefehl wie Männer über 50 Jahren in der ostrussischen Republik Burjatien.
Auf einigen Videos, beispielsweise auf einem aus Tschetschenien, scheinen die Männer sich nicht gegen die Einberufung zu wehren. Sie gehen teils gar lachend zu den Bussen. In anderen Video sind verzweifelte, weinende Angehörige zu sehen, Kinder, die sich von ihren Vätern verabschieden. Einige der Männer wehren sich auch gegen die Einberufung.
Sie müssten für die Zukunft kämpfen, sagt eine Frau im Streit mit mehreren baldigen Soldaten. Die Antwort eines Mannes: «Wie haben nicht mal eine Gegenwart, von welcher Zukunft reden Sie?» Ein anderer fügt hinzu: «Geht doch selbst hin, ich gehe nicht!»
Beruft Russland eine Million Männer für Ukraine-Krieg ein?
Aus den vergleichsweise reichen Städten im Westen Russland gibt es kaum Berichte über Einberufungen. Stattdessen bilden sich an Flughäfen lange Schlangen und auf den Autobahnen Staus, da viele Russen flüchten wollen. Die Videos stammen überwiegend aus den ärmeren östlichen Teilen Russlands, wo auch vermehrt nationale Minderheiten leben. Wie der «Spiegel» berichtet, schätzen Experte, dass Russland im Ukraine-Krieg überproportional viele Angehörige von Minderheiten einsetze.
Nach der Bekanntgabe der Teilmobilmachung sprach der Kreml zuerst von rund 300'000 Männern, die in den Ukraine-Krieg geschickt werden sollten. Oppositionsmedien schreiben aber, dass bis zu einer Million Menschen einberufen werden könnten. Im veröffentlichten Erlass fehlt der Abschnitt, der die Zahl angibt. Dieser sei «nur für den Dienstgebrauch» und deshalb nicht öffentlich.