Ukraine-Krieg: Russen-Soldat rechnet mit Putins Krieg ab
Zum ersten Mal überhaupt stellt sich ein russischer Soldat öffentlich gegen den Ukraine-Krieg. Die Rechtfertigung des Putin-Einmarsches sei eine Lüge.
Das Wichtigste in Kürze
- Ein ehemaliger russischer Fallschirmjäger verurteilt den Angriffskrieg seines Landes.
- Die Rechtfertigung des Kremls für den Einmarsch in die Ukraine sei eine Lüge.
- Vielen Soldaten sei inzwischen bewusst, dass es nur um die Zerstörung des Landes ginge.
«Die Rechtfertigung des Kremls für den Einmarsch in die Ukraine ist eine Lüge.» Nein, diese Aussage stammt nicht etwa von einem westlichen Politiker, sondern von einem russischen Soldaten.
Pawel Filatiew (33) ist ein ehemaliger Fallschirmjäger, der den Ukraine-Krieg am eigenen Leibe miterlebt hat. Bis vor Kurzem diente er im russischen Luftangriffsregiment. Wegen einer Verletzung wurde er von der Front evakuiert.
Nun rechnet der russische Soldat mit Putins Angriffskrieg sowie dem Militär selbst ab. In einem Interview mit CNN spricht Filatiew über die katastrophalen Zustände in der Armee, seine korrupte Regierung und falsche Versprechungen.
Ukraine-Krieg: Sinkende Moral der russischen Soldaten
Zu Beginn des Krieges habe es nämlich kaum Erklärungen für den Einmarsch in die Ukraine gegeben. Laut Filatiew wussten die Soldaten und ihre Befehlshaber nicht einmal, was sie in der Ukraine tun sollten.
Mittlerweile sei man sich des Ernstes der Lage bewusst: «Wir haben verstanden, dass wir in einen Krieg hineingezogen wurden. Es geht auch nicht um irgendeine Befreiung, sondern nur darum, Städte und Leben zu zerstören», stellt der Russe ernüchternd fest.
Besonders traurig mache ihn die Tatsache, dass es für den Ukraine-Krieg gar keinen Grund gebe: «Wir zerstören nur das friedliche Leben. Diese Tatsache hat unsere Moral immens beeinflusst. Das Gefühl, dass wir nichts Gutes tun.»
Viele seiner Kameraden seien inzwischen müde, hungrig und desillusioniert. Schuld daran seien auch die verheerenden Zustände an der Front: «Manchmal gibt es tagelang keine Lebensmittel und kaum Wasser. In der Nacht muss man sich mit Müll zudecken, damit man warm hat.»
Ex-Soldat befürchtet Rache der Regierung
Filatiew wirft der russischen Regierung zudem Korruption und Unterdrückung vor. Der Angriff auf die Ukraine sei «das Schlimmste und Dümmste», was Putin hätte tun können. «Ich weiss nicht, wohin die Regierung uns führen will. Was ist der nächste Schritt, ein Atomkrieg?»
Nach mehreren Medieninterviews floh Filatiew Anfang August aus Russland, um sich zu schützen. Er befürchtet jedoch, dass sich der Kreml für seine öffentliche Position rächen könnte.
«Entweder werde ich ins Gefängnis gesteckt, oder sie bringen mich einfach zum Schweigen, indem sie mich töten. In der Vergangenheit gab es eine Menge solcher Fälle.»