Ukraine Krieg: Soldaten-Mutter sieht Putin jetzt mit anderen Augen
Viele russische Mütter wissen nicht, was mit ihren im Ukraine-Krieg kämpfenden Söhnen passiert ist. Präsident Putin sehen einige inzwischen mit anderen Augen.
Das Wichtigste in Kürze
- Bei vielen Angehörigen russischer Soldaten wächst der Frust.
- Einige haben seit Wochen kein Lebenszeichen ihrer Ehemänner und Söhne erhalten.
- Ihre Haltung gegenüber dem Kreml hat sich seit dem Krieg verändert.
Der Ukraine-Krieg läuft für Wladimir Putin nicht nach Plan. Die Offensive in der Ostukraine stockt – und immer wieder gelingen den Ukrainern erfolgreiche Angriffe. Zuletzt schalteten sie ein ganzes Bataillon aus, als dieses versuchte, auf Schwimmbrücken einen Fluss zu überqueren. Und Mitte April sorgte die Versenkung des russischen Kriegsschiffes Moskwa international für Aufsehen.
500 Besatzungsmitglieder sollen an Bord des Flaggschiffs gewesen sein. Bisher spricht der Kreml lediglich von einem Todesfall und 27 Vermissten. Doch noch immer haben viele russische Frauen kein Lebenszeichen von ihren verschollenen Söhnen und Ehemännern erhalten.
Doch die Hemmungen, dies öffentlich anzuprangern, sind angesichts der eingeschränkten Meinungsfreiheit in Russland hoch. Eine Soldaten-Mutter hat jetzt jedoch beschlossen, ihr Schweigen zu brechen. Denn die «Moskwa» und das Schicksal der Besatzungsmitglieder drohe, in Vergessenheit zu geraten.
«Ich sehe meine Regierung seit Beginn des Krieges mit ganz anderen Augen», erklärt Tatyana Efremenko gegenüber «The Guardian». Seit dem Untergang der «Moskwa» ist sie darüber im Ungewissen, was mit ihrem Sohn passiert ist. «Niemand sagt mir etwas», klagt sie.
Mutter von Soldat in Ukraine-Krieg: «Werde weitersuchen»
Der Ukraine-Krieg hat die 39-Jährige dazu gebracht, die russische Regierung zu hinterfragen. «Es gibt einige sehr harte Dinge, die ich gerne über unsere Führung sagen würde», erklärt sie. «Aber vielleicht ist es besser, wenn ich das nicht tue, weil sie mich dafür ins Gefängnis stecken würden.»
Man habe sie darum gebeten, ein Dokument zu unterschreiben. «In dem steht, dass ich akzeptiere, dass mein Sohn gestorben ist. Und dann wollen sie mich für seinen Tod entschädigen», erklärt Efremenko gegenüber der Zeitung weiter. Auch alle anderen Eltern von vermissten Wehrpflichtigen hätten ein solches Dokument erhalten.
Es werde versucht, das Schweigen der Angehörigen zu kaufen. Für die Russin steht aber fest: «Das wird nicht passieren. Ich werde bis zum Ende nach meinem Sohn suchen.»
Ende März hat Russland offiziell den Tod von 1351 russischen Soldaten im Ukraine-Krieg bestätigt. Seither gab es jedoch keine neuen Angaben dazu. Der Westen geht davon aus, dass weitaus mehr Soldaten gefallen sind, als Putin zugeben will.
Doch nicht nur vor den westlichen Ländern will der Kreml die genauen Todeszahlen offenbar geheimhalten. Sondern auch vor dem eigenen Volk: Russland weigert sich nämlich, die Leichen seiner toten Soldaten zurück nach Hause zu transportieren.