Ukraine-Krieg Überblick: Selenskyj warnt vor neuen Angriffen
Am Samstag verteidigt sich die Ukraine seit 304 Tagen gegen den russischen Angriffskrieg. Selenskyj warnt vor Angriffen in den nächsten Tagen.
Das Wichtigste in Kürze
- Der Krieg in der Ukraine dauert nun 304 Tage an.
- Präsident Selenskyj warnt vor weiteren Angriffen während den kommenden Feiertagen.
«Mit der nahenden Ferienzeit könnten die russischen Terroristen wieder aktiv werden», sagte Selenskyj am Freitagabend in seiner täglichen Videoansprache. «Sie verachten christliche Werte und jegliche Werte im Allgemeinen.»
Selenskyj forderte die Ukrainer auf, in den kommenden Tagen besonders wachsam zu sein. «Bitte beachten Sie daher die Luftschutzsignale, helfen Sie sich gegenseitig und achten Sie immer aufeinander», sagte er. Gleichzeitig richtete er eine ungewöhnlich scharfe Warnung an Russland. «Die Bürger Russlands müssen klar verstehen, dass Terror nie unbeantwortet bleibt», sagte er – ohne dies näher zu erläutern.
Die ukrainische Militärführung hatte in den vergangenen Tagen wiederholt vor möglichen neuen Raketenangriffen auf Infrastruktur und Energieversorgung des Landes gewarnt. Unter anderem verwies das Militär am Freitag darauf, dass im Schwarzen Meer ein russischer Flottenverband unterwegs sei. Dazu gehöre auch ein mit Marschflugkörpern bestücktes Kriegsschiff.
Die russischen Militärs haben in den vergangenen Wochen immer wieder das Energieversorgungsnetz der Ukraine angegriffen. Trotz hoher Abschusszahlen der ukrainischen Luftabwehr richteten die Angriffe grosse Schäden an; massive Ausfälle in der Strom- und Wasserversorgung waren die Folge. Russland will damit die ukrainische Bevölkerung im Winter unter Druck setzen.
US-Kongress verabschiedet Haushalt mit Milliardenhilfe für Ukraine
Der US-Kongress hat den neuen Regierungshaushalt verabschiedet, der unter anderem milliardenschwere Hilfen für die Ukraine vorsieht. Das US-Repräsentantenhaus stimmte dem Etat mit einem Volumen von 1,7 Billionen US-Dollar (1,6 Billionen Euro) am Freitag zu.
Zuvor hatte der Senat das Gesetz gebilligt. Etwa die Hälfte des Budgets entfällt auf Verteidigungsausgaben. Für die Unterstützung der Ukraine sind rund 45 Milliarden US-Dollar vorgesehen.
Putin klettert auf Panzer und fordert mehr Rüstungsanstrengungen
Kremlchef Putin hat von der russischen Rüstungsindustrie mehr Anstrengungen zur Unterstützung der Streitkräfte seines Landes gefordert. «Die Schlüsselaufgabe der Unternehmen der Rüstungsindustrie ist die Versorgung aller Einheiten mit allen notwendigen Waffen, Technik, Munition und Ausrüstung.» Dies sagte der russische Präsident am Freitag beim Besuch eines Rüstungsbetriebs in Tula südlich von Moskau. «Zudem muss diese Versorgung im benötigten Umfang und entsprechender Menge erfolgen, und innerhalb der Fristen.»
In einer Werkshalle kletterte Putin auf einen auf Hochglanz polierten Panzer, wie Fotos zeigten. Er forderte, bei der Produktion von Waffen die «bisherigen Kampferfahrungen» einfliessen zu lassen. Er vermied jeden Hinweis darauf, wo diese «Kampferfahrungen» gesammelt wurden. Russland marschierte Ende Februar in die Ukraine ein.
Putin hatte am Mittwoch bei einer Sitzung im Verteidigungsministerium ein höheres Tempo bei der Aufrüstung und Modernisierung der Streitkräfte gefordert. Für die weitere Aufrüstung der Armee gebe es «keine finanziellen Beschränkungen», sagte er. Zudem sollen die Streitkräfte demnach um knapp 350 000 Soldaten auf eine Stärke von 1,5 Millionen Mann ausgebaut werden.
Ukraine-Krieg: Russland bringt zur Verstärkung neue Truppen an die Front
Die russischen Streitkräfte bringen nach Erkenntnissen der ukrainischen Aufklärung Verstärkung für ihre Truppen an die Front. «Der Feind hat den Umfang des Bahntransports von Truppen, Technik und Munition in die Kampfgebiete erhöht», teilte der Generalstab.
Als Kampfgebiete galten vor allem die Umgebung der Frontstadt Bachmut im Osten. Ebenso wie die Ortschaften Awdijiwka, Kupjansk und Limansk in der Region Donbass. Verstärkungen auf russischer Seite seien auch im Süden des Landes erkannt worden, hiess es. Die neuen Einheiten in der Region Cherson würden aber nur eingesetzt, um die Verteidigungslinien auszubauen.
Das wird am Samstag wichtig
Die ukrainischen Streitkräfte rechnen mit neuen russischen Angriffen gegen die Frontstadt Bachmut. Die russisch kontrollierten Städte Donezk und Luhansk im Donbass gehen von neuen ukrainischen Angriffen aus ukrainischer Rohr- und Raketenartillerie aus.